Das Steigerlied

Herkunft und Textversionen

Das Steigerlied ist ein deutsches Volkslied aus dem Erzgebirge, dessen Ursprünge bis ins 16. Jahrhundert zurück reichen. In seiner Originalform taucht es erstmalig ist es in der Beschreibung einer Festveranstaltung zu Ehren des sächsischen Kurfürsten Johann Georg II in Schneeberg im Jahr 1678 auf.

Das Steigerlied fand seinen Weg schnell in alle Bergbauregionen Deutschlands. Es ist heute noch fester Bestandteil der Traditionspflege in allen ehemaligen und aktiven Bergbauregionen Deutschlands (Erzgebirge, Lausitz, Harz, Saarland, Ruhrgebiet) und hat dort Hymnencharacter.

Neben leichten regionalen Variationen, gibt es eine Vielzahl zusätzlicher Strophen für weitere Berufsgattungen, wie zum Beispiel Hüttenleute. In Deutschland existieren heute im wesentlichen zwei leicht unterschiedliche Versionen des Steigerliedes. Die Freiberger Version, die im Erzgebirge und Ostdeutschland verbreitet ist und die Clausthaler Variante, die unter anderem im Ruhrgebiet Verbreitung gefunden hat. Der Text der beiden Versionen kann hier nachgelesen werden. Unterschiede sind fett markiert.

Das Steigerlied (Clausthaler Version)

Glück auf, Glück auf ! Der Steiger kommt,
|:und er hat sein helles Licht bei der Nacht,:|
|:schon angezünd‘t:|.

Schon angezünd’t! Das gibt ein’ Schein,
|:und damit so fahren wir bei der Nacht,:|
|:ins Bergwerk ein:|

Ins Bergwerk ein, wo die Bergleut’ sein,
|:die da graben das Silber und das Gold bei der Nacht,:|
|:aus Felsenstein:|

Der Eine gräbt das Silber, der and’re gräbt das Gold,
|:doch dem schwarzbraunen Mägdelein, bei der Nacht,:|
|:dem sein sie hold:|

Ade, Ade! Herzliebste mein!
|:Und da drunten im tiefen finst’ren Schacht, bei der Nacht,:|
|:da denk’ ich dein:|

Und kehr ich heim, zur Liebsten mein,
|:dann erschallet des Bergmanns Gruß bei der Nacht,:|
|:Glück auf, Glück auf!:|

Externer Inhalt: Steigerlied: Ruhrkohle AG / Youtube

Video: Abschied von der Steinkohle: Bergmänner singen das Steigerlied. (Clausthaler Version)

Das Steigerlied (Freiberger Version)

Glück auf, Glück auf ! Der Steiger kommt,
|:und er hat sein helles Licht bei der Nacht,:|
|:schon angezünd‘t:|

Hat’s angezünd‘t, das gibt ein Schein,
|:und damit so fahren wir bei der Nacht,:|
|:ins Bergwerk ein:|

Ins Bergwerk ein, wo die Bergleut‘ sein,
|:die da graben das Silber und das Gold bei der Nacht,:|
|:aus Felsgestein:|

Aus Felsgestein graben sie das Gold,
|:und dem schwarzbraunen Mägdelein, bei der Nacht,:|
|:dem sein sie hold:|




Und kehr‘ ich heim zu dem Mägdelein,
|:dann erschallt des Bergmanns Gruß bei der Nacht,:|
|:Glück auf, Glück auf!:|

Externer Inhalt: Steigerlied: Barbarafeier der LEAG / Youtube

Video: Steigerlied (Freiberger Version) vorgetragen auf der Barbarafeier der LEAG 2007.

Fakultätsstrophen

Der Text des Liedes kann um Fakultätsstrophen erweitert werden. So können noch Strophen für Bergleute, Hüttenleute und andere Berufsgruppen folgen. Häufig ist daher auch die Strophe der Bergleute zu hören:

Wir Bergleut sein’s kreuzbrave Leut,
|: denn wir tragen das Leder vor dem Arsch bei der Nacht :|
|: und saufen Schnaps :|

Bergleute stehen traditionsgemäß für das singen dieser Stufe auf und stoßen anschließen mit einem alkoholischen Getränk an. Nach der Fakultätsstrophe der Bergleute können weitere Fakultätsstrophen folgen.

Hüttenleute:
Wir Hüttenleut, seins kreuzbrave Leut!,
|: denn wir tragen ja das Leder vor dem Bauch, bei der Nacht :|
|: und saufen auch :|
Markscheider:
Wir Markscheider seins, seins kreuzbrave Leut!
|:denn wir messen in dem tiefen, finster'n Schacht bei der Nacht, :|
|: und saufen auch. :|
Geologen:
Wir Geologen seins, seins kreuzbrave Leut!
|: Denn wir klopfen auf die Steine aber finden tun wir keine, :|
|: und saufen auch. :|
Chemiker:
Wir Chemiker seins, seins kreuzbrave Leut!
|: Denn wir machen aus der Kohle Schnaps und andere Alkohole, :|
|: und saufen auch. :|

Das hinzudichten immer neuer Fakultätsstrophen ist selbst zum Teil der Tradition geworden. So hat praktisch jede Fakultät der TU-Bergakademie Freiberg ihre eigene Strophe.

Steigerlied als immaterielles Kulturerbe

Im Jahr 2019 wurde vom Verein Ruhrkohle-Musik e.V. der Antrag gestellt, das Steigerlied in die Liste des immateriellen Kulturerbes von Deutschland aufzunehmen. Dies führte zum Konflikt mit dem Sächsischen Landesverband der Bergmanns-, Hütten- und Knappenvereine darum, welche Version des Liedes Kulturerbe werden soll [3], [4]. In Sachsen begrüßt man zwar die Aufnahme des Liedes in die Liste des immateriellen Kulturgutes, möchte aber lieber die älteste, im sächsischen Freiberg veröffentlichte Urfassung des Liedes als Kulturerbe sehen.

Der erste Beleg für die Aufführung des Steigerlieds kann auf das Jahr 1678 in Schneeberg datiert werden. Dort wurde es zu Ehren des sächsischen Kurfürsten Johann Georg II. bei einer Festveranstaltung aufgeführt. Diese Urform wurde wenig später, um 1700, im "Bergliederbüchlein" veröffentlicht. Das Buch enthielt eine Vielzahl an Liebes, Scherz und Trinkliedern. In einer Erwähnung von 1723 heißt es dazu, dass dieses Buch seiner vielen "ungeist-lichen" Lieder wegen "in Freyberg confisciret und gewisser Straffe sehr löblich und ernstlich verbothen" worden sei [1].

Seit 17. April 2020 zählt die Clausthaler Version des Steigerliedes zum Landesinventar des immateriellen Kulturgutes von Nordrhein-Westfalen. Auf eine Nominierung für das Bundesweite Verzeichnis hatte das dortige Ministerium für Kultur und Wissenschaft verzichtet [5]. Im Jahr 2021 reichte der Ruhrkohle Musik e.V. aus Nordrhein-Westfalen eine länderübergreifende Initiative, mit dem nunmehr überschaubaren Ziel, das "Singen des Steigerliedes" in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufzunehmen. Eine Lösung, die offenbar die Diskussion um den "richtigen" Text vermeiden sollte. Am 15. März 2023 beschloss die Kultusministerkonferenz dann, das Singen des Steigerlieds in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufzunehmen.

Das Steigerlied hat keinen "richtigen" oder "falschen" Text. Es ist ein Lied, das in einer Vielfalt von regionalen Varianten gepflegt und gesungen wird, das die Tradition des Bergbaus und die Verbundenheit der Bergleute untereinander und mit ihrer Arbeit ausdrückt. Es ist Teil der bergmännischen Tradition in jedem deutschen Bergrevier und solange man hier nach Bodenschätzen gräbt, wird man es singen egal ob es in einer Liste steht oder nicht.

Text der Urform des Steigerlieds (ca. 1700)

Wache auff :/: der Steyer kömmt
:/: er hat sein Gruben-Licht :/:
:/: schon angezindt :/:.

Hat es angezündt, es giebt einen Schein
:/: damit fähret er :/:
:/: wohl aus und ein :/:.

Die Bergleut die sind hübisch und fein
:/: sie hauen das Ertz :/:
:/: aus festen Gestein :/:.

Der eine hauet Silber, der andere rothes Golt
:/: den schwartz-braunen Mägdelein :/:
:/: den sind sie hold :/:.

Schencke ein, schencke ein, ein volles Glaß
:/: trinck es aus :/:
:/: was schad dir das :/:.

Es schad mir nichts, es schmeckt mir wohl
:/: ich weiß mir einen :/:
:/: der zahlen sol :/:.

Der zahlen sol, der ist schon hie
:/: er wird wohl kommen :/:
:/: spät oder früh :/:.

Kommt er denn nicht, zu rechter Zeit
:/: hat ihr mein feines Liebelein :/:
:/: einen andern erfreut :/:.

Heyerst du dir ein Weib, frey ich mir einen Mann
:/: leit mir feines Liebelein :/:
:/: nicht viel daran :/:.

(Text nach [2])

Literaturverzeichnis

  1. Albrecht Classen, Lukas Richter: "Lied und Liederbuch in der Frühen Neuzeit" Waxmann Verlag; Taschenbuch 1. Dezember 2009; ISBN-13: 978-3830922575
  2. Gerhard Heilfurth, Manfred Heilfurth: "Bergliederbüchlein" Georg Olms Verlag; 1988; ISBN: 9783487415765
  3. Mitteldeutscher Rundfunk: "Wem gehört welches Steigerlied?" online abgerufen am 2019-12-08; Webseite des Mitteldeutschen Rundfunks; Archivlink via archive.org
  4. Wikipedia: "Steigerlied - Wikipedia, die freie Enzyklopädie" Online; Stand 21. November 2021
  5. Pressemitteilung: "Immaterielles Kulturerbe: Steigerlied und Trinkhallenkultur werden in Landesinventar aufgenommen " Online; Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westphalen; 2020-04-17; via archive.org