Der Bartholomäusschacht

Mundloch des Thelersberger Stollns. Nach dem Ende der Silberförderung im Bartholomäusschacht diente dieser als Zugang für den Thelersberger Stolln.

Geschichte und Technik

Schachtkaue des Bartholomäusschachtes.

Der Bartholomäusschacht ist eine Schachtanlage des zum Freiberger Revier gehörenden Brander Grubenfeldes. In diesem Teil des Reviers ist Bergbau bereits seit dem 13. Jahrhundert nachweisbar. Der Schacht wurde 1529 erstmals erwähnt. Im 16. Jahrhundert wurde aus dem hier geförderten Erz jährlich ca. 1.600 kg Silber ausgeschmolzen, was damals einen Gewinn von 8.000 Gulden erbrachte. Damit war der Schacht zu dieser Zeit einer der ertragreichsten im Freiberger Revier und einer der drei größten in Sachsen. [2]

Aus einer Rentabilitätsrechnung des kursächsischen Oberbergmeisters Martin Planer geht hervor, dass der Betrieb im 16. Jahrhundert zunächst durch einen Pferdegöpel mit 6 Pferden und 31 Wasserknechten erfolgte. Diese verursachten Betriebskosten in Höhe von 34 Gulden pro Woche. Planer senkte die Kosten durch den Einbau eines Kunstgezeugs auf nur noch 3 Gulden pro Woche. [1]

Nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) wurden die Arbeiten in der Grube eingestellt. Die Silbervorkommen waren erschöpft. Ab dem 18. Jahrhundert diente der Schacht dem Unterhalt des Thelersberger Stollens. Dieser Stollen, mit allen Nebenstrecken über 50 km lang, verband die Gruben des Brander Reviers und leitete deren Grubenwässer bereits seit dem 16. Jahrhundert in die Strigis ab. Noch heute fließen zwischen 50 und 100 Liter Wasser pro Minute aus dem Stollen ab.

Frühe Darstellung einer Schwungradhaspel in Gregorius Agricolas "De re metallica libri XII" von 1556. (nachkoloriert)

Schwungradhaspel

Im Jahr 1783 erfolgte durch Kunstmeister J. F. Mende in Zusammenarbeit mit den ersten Absolventen der neugegründeten Bergakademie Freiberg der Einbau einer neuartigen Schwungradhaspel [2]. Diese ermöglichte die Förderung aus 80 Metern Tiefe im Handbetrieb. Deutlich effektiver als die üblichen Handhaspeln, deren maximale Fördertiefen bei nur 40 Metern lagen. [3]

Schwungradhaspeln wurden bereits von Georgius Agricola in seinem Werk „De re metallica“ beschrieben. Die Haspelanlage des Bartholomäusschachtes ist jedoch eine konstruktiv einzigartige Weiterentwicklung, in der sich der technische Fortschritt von 200 Jahren Industrialisierung im Bergbau widerspiegelt. Mit der von Agricola beschriebenen Konstruktion hat sie bis auf das Schwungrad nicht viel gemeinsam. Bei Mendes Konstruktion waren an einem großen hölzernen Schwungrad beidseitig zwei Seiltrommeln angebracht. Von diesen führten die Seile über eine Seilscheibe in der Dachkonstruktion in den doppeltrümmigen Förderschacht.

An den Enden der Seiltrommeln, wo sich bei einer Handhaspel die Kurbeln befinden würden sind rechts und links Zugstangen über eine Kurbwelwelle mit dem Schwungrad verbunden. Der Antrieb des Rades erfolgt im wesentlichen durch vor- und zurückziehen der beiden Zugstangen. Diese sind zusätzlich über ein Gestänge an der Dachkonstruktion befestigt.

Schematische Darstellung der von Kunstmeister Mende 1783 konstruierten Schwungradhaspel im Batholomäusschacht.

Die Haspel verfügte über eine Bremse, die über eine lange Holzstange bedient wurde. Diese Stange war ein einer Welle befestigt die ebenfalls über eine Kurbelwelle mit einem drehbar gelagerten Balken verbunden war an dessen unteren Ende sich der Bremsklotz befand, der direkt auf das Schwungrad wirkte.

Schliessung der Grube und Wiedereröffnung als Schauanlage

1870 wurde die Grube geschlossen, der Schacht verfüllt und die Schwungradhaspel abgerissen. In den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde bei Probebohrungen im Schacht ein Hohlraum entdeckt. Dies stellte seine Sicherheit in Frage und man entschied sich für eine Überprüfung durch teilweises Auffahren. Der Hohlraum erwies sich als unkritisch, aber die oberen 25 Meter blieben unverfüllt und wurden als Schauanlage wieder befahrbar gemacht.

Innenaustattung der Schachtkaue. Hinten: Schwungradhaspel; Vorne: Hängebank mit Fördertonne.
Fördertonne and der Hängebank des Bartholomäusschachtes.

Der Fahrtentrum des Schachtes ist jedoch sehr eng und die Befahrung erfordert ein gewisses Maß an körperlicher Fitness. Auf der Schachtsohle kann man ein kleines Füllort und einen Versuchsabbau besichtigen. Auch das Schachthaus bekam wieder eine funktionsfähige Rekonstruktion der Schwungradhaspel nach Originalplänen. Diese kann heute dort besichtigt und auch bedient werden.

Fahrten- und Fördertrum des Bartholomäusschachtes. Die Befahrung erfolgt über eine Kombination aus Holz- und Metalfahrten. Die längste davon ist ungefähr 10 Meter lang. Es ist enger als es hier aussieht.
Blick in den heute nur noch 25 Meter tiefen Fördertrum des Bartholomäusschachtes.

Lage und Besichtigung

Die Tagesanlagen des Schachtes sind auf den ersten Blick unscheinbar. Mit seiner kleinen ummauerten Halde liegt er direkt an der B101 kurz vor dem Ortsausgang von Brand-Erbisdorf in Richtung Annaberg-Buchholz. Schräg gegenüber befindet sich die Kirche.

Besichtigungen des Bartholomäusschachtes sind nur nach Absprache mit dem Museum „Huthaus Einigkeit” oder am Tag der Schauanlagen möglich. Das Schachthaus selbst ist nicht besetzt! Die Öffnungszeiten des Museums sind:

Dienstags bis Sonntags
10:00 - 12:00 und 13:30 - 17:00.

Besuch im Bartholomäusschacht

Die hier gezeigten Fotos entstanden bei einem Besuch des Bartholomäusschachtes im Rahmen eines Fernsehbeitrags von vmd.tv im Jahr 2024. Für diese Gelegenheit möchte ich mich beim Team von vmd.tv und Herrn Thomas Maruschke recht herzlich bedanken. Der komplette Beitrag ist auf Youtube verfügbar:

Externer Inhalt: vmt.tv RundBlick - vmd.tv / Youtube

Zuhaus' in Sachsen - Der Bartholomäusschacht in Brand-Erbisdorf

Literaturverzeichnis

  1. Ottfried Wagenbreth, Eberhard Wächtler: "Der Freiberger Bergbau - Technische Denkmale und Geschichte" VEB Deutsche Verlag für Grundstoffindustrie Leipzig; ISBN 3-342-00117-8; Seite 55
  2. Jochen Duckeck: "Bartholomäusschacht" online auf showcaves.com; abgerufen am 30.04.2024
  3. H.-J. Boeck, L. Mitka: "Die Schwungrad- Haspel am Bartholomäus Schacht zu Brand-Erbisdorf" online auf unbekannter-bergbau.de; abgerufen am 30.04.2024