Zugewachsene Haldenreste am ehemaligen 3. Lichtloch des Rothschönberger Stollns.

Das 3. Lichtloch des Rothschönberger Stollns

Lage und Geschichte

Bild 1: Karte der Tagesanlagen des 3. Lichtlochs. Die Karte aus dem Jahr 1851 zeigt neben der Bergschmiede nur ein Treibehaus. Maschinen- und Kesselhaus fehlen noch. Die Maschinengebäude wurden häufig erst gebaut, wenn die Fördermaschinen tatsächlich geliefert wurden. (Julius Weisbach; [1]; als georeferenzierte kml Datei)

Vom 3. Lichtloch sind nur noch Haldenreste auf einem Feld erhalten, es ist unscheinbar. Wenn man es nicht sucht, wird man es nicht finden. Der Rothschönberger Stolln verläuft hier in 129 Metern Tiefe. Hinter einer kleinen Freifläche auf der gelegentlich Baumaterial gelagert wird, liegen in einem kleinen Waldstück die Halden- und Mauerreste der Schachtaufsattelung. In einer Hecke findet sich versteckt und zugewachsen eine kleine Hinweistafel auf das ehemalige Lichtloch.

Wer die verbliebenen baulichen Überreste der Gebäude des 3. Lichtloch sehen möchte, muss sich durch Dornenhecken in das Wäldchen dahinter schlagen und findet an der Rückseite vor einem kleinen Graben ein paar Mauerreste. In unmittelbarer Nähe dazu einen aus Natursteinen gemauerten Bogen. Den letzten verbliebene Zeugen des Bergbaus an dieser Stelle.

Chronik der Ereignisse am III. Lichtloch

1845

Beginn des Schachtabteufens.

1855

Bau des Treibe- und Maschinenhauses mit Esse.[5a]

Beginn der Ausmauerung des Maschinenfundamentes. [5a]

Wiederinbetriebnahme des Lichtlochs auf höherer Aufsattelung.[5a]

1856

Bau des Maschinenhauses beendet. [6a]

Dampfmaschine vom VI. Lichtloch auf III. Lichtloch umgesetzt und dort in Betrieb genommen. [6a]

Anlage eines kleines Teiches neben dem Kesselhaus um Speisewässer für die Dampfmaschine vorzuhalten. [6a]

Bau eines Kohleschuppens (14x16x6 Ellen). [6a]

1857

Anbau eines kleinen Gebäudes an das Maschinen- und Kesselhaus um Maschinen für Versuche mit Pressluftbohrmaschinen aufzunehmen.

1857-1863

Versuche mit Pressluftbohrmaschinen.

1858

Lichtloch hat das Stollenniveau erreicht.

Beginn des Stollenvortriebs.

1870

Durchschlag zum IV. Lichtloch im 4. Quartal.

1873

Mit dem Durchschlag zum II. Lichtloch am 25.5.1873 ist der Stolln bis Krummenhennersdorf vollendet.

1903

Verfüllung des Lichtlochs wird vorbereitet.

Daten kombiniert aus [2a], [3a] und [4a]

Die letzten Reste des 3. Lichtloches in einem Foto von 2021. Der aus Natursteinen gemauerter Bogen eines Mundlochs. Aufgrund seiner Lage könnte es sich hier um das Mundloch der Abzugsrösche handeln. Diese Ansicht existiert so nicht mehr. Mittlerweile ist ein großer Baum auf das Mundloch gefallen. Es ist nur noch schwer auffindbar.
Der Blick in das Mundloch offenbart einen kurzen und niedrigen Gang bzw. eine ehemalige Rösche, die im rechten Winkel in die Schachtaufsattelung abzubiegen scheint.
Haldenreste am, ehemaligen 3. Lichtloch des Rothschönberger Stollns.
Mauerreste die vermutlich zur Schachtaufsattelung gehört haben. Hier Stand früher das Treibehaus. Dahinter befindet sich ein kleiner Einbruch in dem eine Natursteinmauer im inneren der Schachtaufsattelung sichtbar ist. Es ist möglich, das es sich dabei um die Kunstwinkelorte innerhalb der Schachtaufsattelung handelt.

Tagesgebäude und technische Anlagen

Das III. Lichtloch gehörte zu den drei mit Dampfmaschinen betriebenen Lichtlöchern. Bild 2 zeigt eine frühe gemeinsame Entwurfszeichnung aus dem Jahr 1847 für diese drei Lichtlöcher. Es ist davon auszugehen, dass das III. Lichtloch äusserlich ähnlich ausgesehen hat wie das II.- oder das VI. Lichtloch. Das legen zumindestens dessen Darstellungen in Rißzeichnungen Nahe. Diese zeigen einen typischen Aufbau mit direkt an das Treibehaus angebauten Maschinen- und Kesselhaus und einen Schornstein in der Mitte des etwas breiteren Kesselhauses. Sehr ähnlich wie die Darstellungen der anderen beiden mit Dampf betriebenen Lichtlöcher. Es scheint jedoch einen Unterschied gegeben zu haben, denn am Ende des Kesselhauses gab es anscheinend einen kurzen Anbau, der weder beim II. noch beim VI. Lichtloch so zu sehen ist.

Der Betrieb ruhte zunächst für eine relative lange Zeit. Ein Grund dafür dürfte das fehlen der Dampfmaschinen gewesen sein. Im Bergarchiv Freiberg finden sich in [A2] Unterlagen, aus denen hervorgeht, das die mit dem Bau der Dampfmaschinen beauftragte Chemnitzer Maschinenfabrik Constantin Pfaff nur zwei von drei für die Lichtlöcher bestellten Dampfmaschinen geliefert hatte.

Es muss jedoch auch auf diesem Lichtloch mehrere Dampfmaschinen gegeben haben, denn in [A3] findet sich ein Bemerk über einen "Verkauf der Dampfmaschinen des III. Lichtloches an die Marienberger Silberbergbaugesellschaft." , der irgendwann zwischen 1876 und 1890 stattfand.

Bild 2: Eine Anlagenzeichnung aus dem Jahr 1845 zeigt den geplanten Aufbau der ursprünglichen drei mit dampfantrieb geplanten Lichtlöcher (II., III. und VI. Lichtloch). (Zeichnung: C.W. Weinhold [A1]; digital restauriert und eingefärbt für bessere Lesbarkeit. Ingo Berg; Lizenz: CC BY-NC-ND)

Quellenverzeichnis

Archiv- und Datenquellen

  1. Weinhold, C.W.: "Rothschönberger Stolln bei Freiberg; dampfbetriebene Berg-, Wasser- und Wetterförderungsmaschinen auf 3 Lichtlöchern" Rißzeichnung mit mehreren Ansichten von Treibe-, Maschinen und Kesselhaus mit cornischer Dampfmaschine und Gegengewicht. Bergarchiv Freiberg des Sächsisches Staatsarchivs, 40044 Generalrisse, Nr. 1-K19707; 20. Dezember 1845
  2. Mehrere Autoren: "Betrieb und Haushalt des fiskalischen Rothschönberger tiefen Erbstolln" Bergarchiv Freiberg des Sächsisches Staatsarchiv, 40026 Stolln-Administration des fiskalischen Rothschönberger Stolln, Nr. 9; Juli 1852 - Nov. 1853
  3. Mehrere Autoren: "Veräußerung von Gebäuden, Grundstücken und Inventar des fiskalischen Rothschönberger Stolln" Bergarchiv Freiberg des Sächsisches Staatsarchiv, 40026 Stolln-Administration des fiskalischen Rothschönberger Stolln, Nr. 138; 1876 - 1890

Literaturverzeichnis

  1. Julius Weisbach: "Die neue Markscheidekunst und ihre Anwendung auf die Anlage des Rothschönberger Stollns bei Freiberg in Sachsen."; Hrsg.: Verlag Friedrich Vieweg und Sohn, Braunschweig, 1851
  2. H. Albrecht; J. Ehrentraud; J. Kugler: "Umsetzungsstudie Rothschönberger Stolln" Hrsg. Förderverein „Montanregion Erzgebirge“ e.V.; Institut für Industriearchäologie, Wissenschafts und Technikgeschichte; TU-Bergakademie Freiberg; a: Seite 20-21
  3. Lysann Petermann: "Der Rothschönberger Stolln - Bergbauhistorie der Klosterregion Altzella" Regionalmanagement und Bürgermeisterrat Klosterbezirk Altzella; Neuauflage des Vereins IV. Lichtloch des Rothschönberger Stollen's e.V.; a: Seite 24
  4. Ottfried Wagenbreth, Eberhard Wächtler: "Der Freiberger Bergbau - Technische Denkmale und Geschichte" VEB Deutsche Verlag für Grundstoffindustrie Leipzig; ISBN 3-342-00117-8; a: Seite 184-185
  5. Verschiedene Autoren: "Jahrbuch für den Berg- und Hüttenmann auf das Jahr 1857" Hrsg.: Königliche Bergakademie zu Freiberg; Verlag Craz & Gerlach; 1857; a: Seite 98
  6. Verschiedene Autoren: "Jahrbuch für den Berg- und Hüttenmann auf das Jahr 1858" Hrsg.: Königliche Bergakademie zu Freiberg; Verlag Craz & Gerlach; 1858; a: Seite 94
  7. Verschiedene Autoren: "Jahrbuch für den Berg- und Hüttenmann auf das Jahr 1859" Hrsg.: Königliche Bergakademie zu Freiberg; Verlag Craz & Gerlach; 1859; a: Seite 93