Das 7. Lichtloch des Rothschönberger Stollns.
Der Ludwigschacht
Der ehemalige Ludwigschacht der Grube Himmelfahrt liegt etwas abgelegen nordöstlich von Freiberg am Westhang des Muldentals zwischen Tuttendorf und Halsbach. Von seiner großen Halde bietet sich ein schöner Blick in das Tal der Freiberger Mulde. Oberirdisch erinnert allerdings nur noch die Halde selbst und eine unscheinbare, leicht zu übersehende Zementinschrift auf der Schachtverwahrung an seine Position. Hier stand einst das Schachthaus. Am Fuß der Halde verläuft der Rote Graben und läd zum Wandern ein. Wir gehen über Tage auf Spurensuche.
Geschichte
Kaue des Ludwigschachtes. Bei diesem Foto handelts es sich um eine der beiden Schachtkauen über der Aufschlag- bzw. Abzugsrösche. Zum Zeitpunkt der Aufnahme verfügte der Schacht bereits über ein deutlich größeres Treibehaus. (Foto: Karl August Reymann)Der seigere Schacht wurde im Jahr 1853 in direkter Nähe der Freiberger Mulde abgeteuft. Der Ausbau der Grubengebäude erfolgte in den Jahren 1853 bis 1869. Der Ludwigschacht diente der Himmelfahrt Fundgrube als Wasserhaltungs-, Fahrungs- und Förderschacht. Er erhielt im Jahr 1863 einen Wassergöpel mit einem 10 Meter hohen Kehrrad für die Förderung. Es war das letzte im sächsischen Bergbau gebaute Kehrrad. Ein Kunstrad sorgte für die Wasserlösung. Für diese Erweiterung wurde über Tage ein neues Treibehaus in Fachwerkbauweise errichtet. Es war in Fachwerkbauweise ausgeführt und ähnelte dem der Roten Grube in Freiberg. [3]
Aufschlagwässer für die untertägige Radstube wurden an der Davider Wäsche aus der Freiberger Mulde entnommen und über eine Kunstgraben und einer Rösche mit einer Gesamtlänge von 850 Metern in die Halde hinein zur Radstube geführt. Die Abschlagwässer und die gehobenen Grubenwässer wurden über eine Rösche unterhalb des Roten Grabens wieder in die Freiberger Mulde abgegeben. [3]
In den Jahren zwischen 1866 bis 1870 wurden aus dem Schacht reiche Silbererzvorkommen gefördert, was bis zur Betriebseinstellung zu einem stetigen Anwachsen seiner Halde bis auf ihre heutige Größe führte. Der Ludwigschacht verfügte über eine Fahrkunst. 1889 wurden Kunstrad und Fahrkunst erneuert. Eine neue, mit eisernen Gestängen versehene Fahrkunst, nahm am 4.Mai 1889 ihren Betrieb auf und blieb bis zur teilweisen Betriebseinstellung im Jahr 1906 in Benutzung [1]. Teile diese Fahrkunst sind heute im Stadt und Bergbaumuseum Freiberg ausgestellt.
Der Betrieb im Ludwigschacht wurde im Jahr 1916 endgültig eingestellt. Bei Schließung hatte er eine Teufe von 416 m. Der Schacht wurde verwahrt indem die oberen 50 m mit Gestein verfüllt wurden [1]. Verbliebene noch offene Teile des Schachtes wurden in den Jahren 1969/1970 endgültig mit Zement verfüllt.
Schematische Darstellung eines Bergwerks mit Wassergöpel, Kunst- und Kehrrad.Spurensuche
Wir beginnen die Spurensuche auf der Halde. Dort findet sich an der Position des ehemaligen Treibehauses eine Zementinschrift, die auf das Datum der letzten Verfüllung des Schachtes hinweist. Sie trägt die Inschrift: "Ludwigschacht 15.5.70". Es ist eine kleine Freifläche, die von einigen Birken umgeben ist, ungefähr 80 Meter vom Haldenzugang entfernt und circa 20 Meter links des Zugangsweges.
Einen besseren Eindruck von den ursprünglichen Übertageanlagen kann man sich anhand weniger Originalfotos und zahlreicher erhalten gebliebener Rißzeichnungen verschaffen. Diese sind über das Bergarchiv Freiberg frei zugänglich. Examplarisch sei hier auf eine der schönsten verwiesen. Eine Markscheiderische Probearbeit von Carl, Emil Weigel aus dem Jahr 1865. Zu den Übertageanlagen im Jahr 1865 gehörten ein Treibehaus, zwei Schachtkauen eine kleine Halde, sowie Röschen, Abzugsgräben und Haldenstützmauern. Die Schachtkauen befanden sich als Lichtlöcher über der Aufschlagrösche und über der Abzugsrösche.
Diese Auszug aus einer Markscheiderischen Probearbeit von Carl, Emil Weigel zeigt die Halde und die Übertageanlagen des Ludwigschachtes im August/November des Jahres 1865. (Quelle: Bergarchiv Freiberg; 40032; Nr. 2-C22416; [A1])Da von den Gebäuden heute nichts mehr zu sehen ist, greifen wir für die weitere Recherche auf Bodenprofile zurück, die durch Laserscanning aus der Luft (LIDAR) vom Landesamt für Geobasisinformation Sachsen erstellt wurden [A3] und gleichen diese mit Risszeichnungen aus dem Bergarchiv Freiberg ab [A1], [A2]. So wird zumindest sichtbar wo die Gebäude ursprünglich standen und ob sich an diesen Stellen noch Anomalien im Gelände finden lassen.
Wer möchte, kann das mit Google Earth Pro selbst nachvollziehen. Hierfür stelle ich die Höhenprofile des Ludwigschachtes
und die georeferenzierten Karten aus dem Bergarchiv als kmz Datei zur Verfügung:
Ludwigschacht.kmz
Das Ergebnis ist im Bild unten dargestellt.
Laserscand der Halde des Ludwigschachtes mit überlagerten Informationen aus alten Rißzeichnungen. Rote Rechtecke markieren die Positionen von Gebäuden und Anlagen. Haldenschutzmauern sind braun markiert, Reste der Abzugsröschen in blau. Der Umriß der Halde aus dem Jahr 1865 ist grün markiert. [A3]Der Scan zeigt die Form der Halde sehr deutlich. Die Haldenstützmauern am Roten Graben und der Rote Graben selbst sind im Geländeprofil gut zu erkennen. Die Halde hat sich im Vergleich mit einer Rißzeichnung aus dem Jahr 1902 kaum verändert. Es gibt heute einige sichtbare Spuren von Mineraliensuchern in Form von Löchern an der Haldenkante.
Im Vergleich der Jahre 1865 und 1902 ist sie deutlich gewachsen. Die Gebäude und das Mundloch der Abzugsrösche sind nicht mehr vorhanden und im Laserscan zeigen sich auch keine Anomalien an deren Positionen. Hier wurde gründlich aufgeräumt. Teile der Abzugsröschen und sogar ein alter Zugangsweg an der oberen Haldenkante, der zur Scheidebank führte sind im Gelände noch nachweisbar.
Über Tage ist also nicht mehr viel erhalten aber wer die Spuren im Gelände lesen kann, findet noch einige Hinweise auf die ehemaligen Anlagen. Die Halde selbst ist ein schöner Aussichtspunkt und bietet sich als Zwischenziel einer Wandertour an. Wer jetzt noch unterirdisch im Ludwigschacht auf Spurensuche gehen möchte, kann das auf der Webseite von unbekannter-bergbau.de tun. Dort sieht man, was sich unter Tage noch erhalten hat.
Lage
Die Halde des Ludwigschachtes befindet sich außerhalb des Freiberger Stadtgebietes. Sie ist am besten über den Fuchsmühlenweg zu erreichen. Eine direkte Anfahrt mit dem Auto ist nicht möglich, die Halde ist aber bequem zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar.
Weblinks
-
Ludwigschacht auf Mineralienatlas.de
Informationen zu Mineralien und Gesteinen der Halde des Ludwigschachtes. -
Der Ludwigschacht zwischen Freiberg und Tuttendorf auf unbekannter-bergbau.de
Ausführliche Informationen zur Geschichte des Ludwigschachtes mit vielen Untertagebildern aus der Neuzeit.
Quellenverzeichnis
Archiv- und Datenquellen
- "Himmelfahrt Fundgrube bei Freiberg und Rudolf Erbstolln am Muldenberg; Teil der Grubenbaue und Tagegegend südöstlich vom Ludwigschacht zur Angabe des Verhaltens des Gottlieb Stehenden zum Ludwig Spat" Bergarchiv Freiberg des Sächsisches Staatsarchivs, 40032 Markscheiderische Probearbeiten, Nr. 2-C22416
- "Rothschönberger Stolln bei Freiberg; Umbruch des Stollntrakte zwischen Ludwigschacht und Reiche Zeche Schacht beim Schwarzer Hirsch Stehenden, mit Tagesituation des Ludwigschachtes" Bergarchiv Freiberg des Sächsisches Staatsarchiv, 40032 Markscheiderische Probearbeiten, Nr. 2-C22589
- "Digitales Höhenmodell des Ludwigschachtes mit 1 Meter Genauigkeit" Landesamt für Geobasisinformation Sachsen; online; DL-DE->BY-2.0
Literaturverzeichnis
- unbekannter-bergbau.de: "Der Ludwigschacht zwischen Freiberg und Tuttendorf"; Online; Stand November 2020
- Jens Pfeifer: Die Fahrkünste im Freiberger Revier mit besonderer Berücksichtigung des Fahrkunstunglücks vom 29. Februar 1880 auf dem Abrahamschacht der Himmelfahrt Fundgrube. Online; Veröffentlicht in "Bergbau und Kunst. Band III Technische Künste (Wasserkunst, Wetterkunst, Markscheidekunst, Förderkunst, Fahrkunst, Schmelzkunst etc.)"; Hrsg: Wolfgang Ingenhaeff, Johann Bair,Berenkamp Verlag, Wattens,2013. Seite 195-225.
- Ottfried Wagenbreth, Eberhard Wächtler: "Der Freiberger Bergbau - Technische Denkmale und Geschichte" VEB Deutsche Verlag für Grundstoffindustrie Leipzig; ISBN 3-342-00117-8; Seite 212-214