Die Grabentour

Zwischen Krummenhennersdorf und Reinsberg

Blick aus dem unteren Mundloch der Felsenbachrösche an der Grabentour.

Karte und Übersicht

Die Grabentour ist ein bergbauhistorischer Wanderweg, der etwa 10 km nördlich von Freiberg gelegen ist. Sie gehörte lange Zeit zu den landschaftlich schönsten Wanderrouten der Region, wird diesem Anspruch derzeit allerdings mehr vollständig gerecht.

Beschreibung Bergbauhistorischer Wanderweg zwischen Krummenhennersdorf und Reinsberg
Gesamtlänge 3.6 km (einfach); 7.2 km (hin und zurück)
Schwierigkeit Einfach; Waldwege; Kleine Anstiege
Schön
  • Kunstgraben / Bobritzsch
  • Porzellanfelsenrösche
  • 5. Lichtloch
  • 1000 Talersprung
  • 4. Lichtloch (Reinsberg)
Nicht schön
(Dezember 2024)
  • Starke Waldschäden / Großflächige Rodungen
  • Durch Waldarbeiten beschädigte bzw. zerstörte Wege/Rastplätze
  • Schäden an Wegeinfrastruktur
  • Kunstgraben müsste vielerorts bereinigt werden
  • Vandalismus an Informationstafeln
GPX-Datei Grabentour.gpx

Die Wanderung

Die 1910 erbauten Gebäude der Wünschmannmühle in Krummenhennersdorf (Gemeinde Halsbrücke) mit Mühlgraben. (April 2021)

Die Grabentour beginnt an der Wünschmannmühle in Krummenhennersdorf. Die Wanderstrecke führt über eine Gesamtlänge von ungefähr 4 Kilometer entlang eines weitgehend erhaltenen Kunstgrabens über das 5. Lichtloch zum 4. Lichtloch des Rothschönberger Stollens in Reinsberg. Der in den Jahren 1844-1846 gebaute Kunstgraben führte Aufschlagwasser aus der Bobritzsch zu den Wasserrädern der beiden Lichtlöcher. Er wurde nur für die Bauzeit des Rothschönberger Stollens benötigt und ist 3557 m lang, wovon 1905 Meter in Form von mehreren Röschen unterirdisch verlaufen.

Wünschmannmühle

Die Wünschmannmühle wurde bereits 1195 in alten Klosterchroniken erwähnt. Die Fachwerkhäuser der Mühlenkomplexes entstanden im Jahr 1910 und wurden noch bis 1980 für die Brotherstellung verwendet. Die Mühle enthält noch immer ein funktionsfähiges Mühlenwerk, sowie ein Sägewerk mit zwei Gattersägen. Der Antrieb erfolgt durch das Wasser der Bobritzsch, welches in einem ungefähr 130 m langen Graben der Mühle zugeführt wird. Die Besichtigung ist am Mühlentag und am Tag des offenen Denkmals möglich.

Von der Mühle ausgehend wurde zunächst deren Abzugsgraben verlängert. Aus diesen Graben wurde ein Teil des Wasser in den Kunstgraben umgeleitet, von wo aus es mit geringem Gefälle teils überirdisch, teils durch Röschen weitergeleitet wurde. Noch heute zeugen an der Grabentour insgesamt 9 Mundlöcher vom steten Wechsel zwischen oberirdischer und unterirdischer Wasserführung. [1]

Am Ende des Mühlenabzugsgrabens beginnt der Kunstgraben, der heute nur noch durch ein Rohr Wasser erhält.
Hochwassermarken der Bobritzsch für die Hochwässer von 1897, 1958 und 2002.

Felsenbachrösche

Kurz bevor der Mühlenabzugsgrabens wieder in die Bobritzsch mündet, beginnt der Kunstgraben. An dessen Anfang weisen drei Hochwassermarkierungen im Felsen die Pegelhöchststände der Hochwässer von 1897, 1958 und 2002 aus. Der Wanderweg führt nun für ein kurzes Stück links des Kunstgrabens zwischen Bobritzsch und steil abfallenden, bewaldeten Felshängen entlang, bis er das Mundloch der Felsenbachrösche erreicht. An diesem, von außen gesehen, recht unscheinbarem Mundloch kann man einen Blick in die Rösche werfen, die mit ihren bunten Sinterablagerungen ein interessanten Anblick liefert. Wer optimal vorbereitet sein möchte, kann hier eine starke Taschenlampe für eine bessere Ausleuchtung mitbringen. Der Kunstgraben nimmt an dieser Stelle eine Abkürzung durch das Felsgestein und unterquert dabei den, für die Rösche namensgebenden, Felsenbach.

Eine halbhohe Betonmauer verhindert das Eindringen von Wasser in das untere Mundloch der Felsenbachrösche.
Ein Blick durch das Gitter offenbart die Rösche.

Der Wanderweg folgt über einen kleinen, ehemals bewaldeten Hügel dem Verlauf der Bobritzsch. Der Wald an dieser Stelle, sowie ursprünglich vorhandene kleinere Seitenwege direkt am Flussufer am sogenannten Nymphenbogen sind dem Borkenkäferbefall und den damit verbunden Rodungen der Jahre 2020/21 zum Opfer gefallen. Es war ein kurzes aber sehr schönes Teilstück der Wanderung das hier verloren gegangen ist.

Es folgt ein kleiner Abhang und ein schönes Stück Wanderweg direkt am Ufer der Bobritzsch mit einer kleinen Holzbrücke über den Felsenbach, bis der Weg schließlich wieder ein paar Meter hinauf zum unteren Mundloch der Felsenbachrösche führt. Von hier aus verläuft der Kunstgraben wieder oberirdisch auf der rechten Seite des Wanderwegs.

Von einer Sitzbank auf der Anhöhe hinter der Felsenbachrösche bietet sich ein Blick hinab zur Bobritsch (2016).
Holzbrücke über den Felsenbach (2016). Der Weg rechts den Berg hinauf entlang Felsenbaches ist mittlerweile nicht mehr durchgängig begehbar und führt in eine weitere Rodungsfläche.
Das Ufer der Bobritzsch (2021).

Porzellanfelsenrösche

Nach ein paar hundert Metern durch den Wald, ein wenig Abseits der Bobritzsch, erreichen Wanderweg und der hier sehr gut erhaltene Kunstgraben das obere Mundloch der 150 Meter langen Porzellanfelsenrösche. Auf der rechten Seite des Röschenmundlochs befindet sich eine kleine Höhle, die durch Quarzitabbau entstanden ist. Offenbar macht Gelegenheit nicht nur Diebe sondern auch Bergleute, denn diese Höhle entstand quasi nebenbei beim Bau der Rösche um Quarzit für die Porzellanherstellung zu gewinnen.

Oberes Mundloch der Porzellanfelsenrösche mit sehr schönem, sauber beräumten Kunstgraben. (April 2021)
Blick in die, durch Qurzitabbau, entstandenen Höhle an der Porzellanfelsenrösche. (Mai 2022)

Eine in den Felsen links der Rösche gemeißelte Gedenktafel mit den Namen der maßgeblich am Bau beteiligten Bergleute zollt deren Leistungen heute noch Tribut. Hinter der Porzellanfelsenrösche geht es einen kleinen Abhang hinunter und dann direkt am Felsen über der Bobritsch weiter in Richtung 5. Lichtloch. Man passiert dabei einen alten Rastplatz mit einer steinernen Sitzgelegenheit.

Befestigter Wanderweg direkt über der Bobritsch hinter der Porzellanfelsenrösche.
Eine steinerner Sitzgelegenheit aus der Entstehungszeit der Grabentour wurde von Bäumen befreit und ist wieder benutzbar. (Mai 2022)

Das 5. Lichtloch des Rothschönberger Stollns

Kurz vor dem 5. Lichtloch verschwindet der Kunstgraben in einem, heute zugemauerten, Mundloch. Unmittelbar vor dem Mundloch wurde das Wasser für die, im Schacht zur Wasserhaltung eingesetzte, Schwammkrugturbinen abgezweigt. Heute befindet sich hier ein Graben, über den Wasser direkt in die Bobritzsch fließen kann. Vom 5. Lichtloch existieren heute oberirdisch nur noch die Fundamente des Treibehauses, die beiden Röschenmundlöcher und eine Halde. Es befand sich direkt über dem Rothschönberger Stolln, der hier in 91 Meter Tiefe das Bobritzschtal unterquert. Das Lichtloch wurde bereits im Jahr 1873 zurückgebaut, der Schacht wurde 1911 verfüllt [2].

Zugemauertes Mundloch am 5. Lichtloch. Hier befand sich das Wasseraufschlagrohr für die Schwammkrugturbine.
Idyllisch gelegene Holzbank unmittelbar am 5. Lichtloch.
Die Fundamente des Treibehauses sind der letzte noch erhaltene Überrest der Gebäude des 5. Lichtloches.
Die Halde des 5. Lichtloches ist heute noch als Freifläche am Ufer der Bobritzsch zu erkennen.

1000 Talersprung und Kroatenstein

Vom 5. Lichtloch geht der Waldweg weiter zum 1000 Talersprung. In etwa der Mitte der Strecke befindet sich ein alten Rastplatz, genannt "Beiers Ruhe". An dieser Stelle wurde der Felsen für den Kunstgraben teilweise abgetragen aber nicht durch eine Rösche gequert. [3] Was blieb war ein Stück Felsen direkt auf dem Wanderweg, der in einen Rastplatz umgewandelt wurde. Der Name Beiers Ruhe geht wieder auf den, von der Prozellanfelsenrösche, bekannten Maschinensteiger Gottfried Beier zurück.

"Beiers Ruhe" ist ein kleiner Felsen mit einer steinernen Sitzgelegenheit.

Folgt man dem Weg, so kommt man nach einem kurzen Anstieg zum "1000 Talersprung". Das Tal der Bobritzsch hat sich hier tief in den Felsen eingeschnitten. Der 1000 Talersprung ist ein Aussichtspunkt und Rastplatz, der sich unmittelbar auf einem Felsen über der Bobritzsch befindet. Der Legende nach soll an dieser Stelle eine Bergmann mit einer Schubkarre, die mit 1000 Talern beladen war verunglückt sein. Alle bis auf einen Taler fand man wieder.

Aufgang zum 1000 Talersprung.
Alter Rastplatz am 1000 Talersprung.

Nimmt man am hölzernen Schutzhaus des 1000 Talersprunges einen kurzen Abstecher und folgt ungefähr 50 Meter dem Monumentweg den Berg hinauf, kommt man zum sogenannten Kroatenstein. Der Stein erinnert an Lorenz von Schönberg, der hier im 30 Jährigen Krieg, von der Kugel eines kroatischen Soldaten getroffen, tödlich verwundet wurde. Es ist auch eine Erinnerung, dass die Geschichte der Region nicht erst mit den Bauarbeiten des Rothschönberger Stollens anfing.

Der Kroatenstein erinnert an eine Begenbenheit aus dem 30 Jährigen Krieg.

Inschrift des Kroatensteins:

Lorenz von Schönberg Erbherr
auf Ober- und Niederreinsberg
wurde als er sich nach Eroberung
dieses Schlosses durch
kayserlich oesterreichische
Truppen nach Freiberg flüchten
wollte durch den Schuss eines
Croaten tödlich verwundet.
Er erreichte noch Freiberg starb
aber daselbst am 19. August 1632
Im 58. Lebensjahre. Von sechs
seiner Söhne starben bei der
tapferen Vertheidigung Fünfe
den Heldentodt
-
Gewidmet 1828 von Friedrich
August Wolf von Schönberg

Kurz hinter dem 1000 Talersprung befindet sich das Mundloch der Buchenbornrösche, welche den Beginn des letzten oberirdischen Teilstückes des Kunstgrabens vor dem 4. Lichtloch markiert. Der Wanderweg folgt dem Kunstgraben bis dieser letztendlich in der längsten Rösche, der 950 Meter langen Reinsberger Rösche verschwindet.

Mundloch der 950 Meter langen Reinsberger Rösche. Sie verläuft bis zum 4. Lichtloch in Reinsberg.
Das letzte stück des Weges verläuft über der Reinsberger Rösche, von der oberirdisch nichts zu sehen ist und führt auf direktem Weg zum 4. Lichtloch.

Oberirdisch geht es nun aus dem Wald heraus auf direktem Weg am Freibad und dessen Campingplatz vorbei zum 4. Lichtloch. Der Weg folgt dabei exakt dem Verlauf der Reinsberger Rösche, die hier allerdings unterirdisch verläuft.

4. Lichtloch

Das 4. Lichtloch ist, je nach Laufrichtung der Start- bzw. der Endpunkt der Grabentour. Hier befand sich die Verwaltungszentrale für Bau und Betrieb des Rothschönberger Stollns. Es ist heute das noch am besten und nahezu vollständig erhaltene Lichtloch. Zu den Gebäuden zählen ein Huthaus, das Treibehaus mit Radstube (Kunsträder nicht erhalten), die Bergschmiede sowie eine Bergzimmerei.

Führungen durch die historischen Anlagen finden am Tag des offenen Denkmals statt oder können durch Absprache mit dem Verein Viertes Lichtloch des Rothschönberger Stollns e.V vereinbart werden.

Schutzhaus über der Radstube des 4. Lichtlochs.
Treibehaus und Radstube auf der Halde des 4. Lichtlochs.
Der Kunstgraben endet in der Radstube des 4. Lichtlochs.
Huthaus des 4. Lichtloches.

Quellenverzeichnis

  1. Otfried Wagenbreth: "Der Freiberger Bergbau. Technische Denkmale und Geschichte."; Hrsg.: Eberhard Wächtler. VEB Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, Leipzig 1988, ISBN 3-342-00117-8.
  2. L. Mitka, H.-J. Boeck: Die "Grabentour" zwischen Krummenhennersdorf und Reinsberg Internetauftritt www.unbekannter-bergbau.de, 2011-2017
  3. Unbekannter Autor: "Grabentour von Krummenhennersdorf nach Reinsberg" Geo- und Umweltportal Freiberg auf dem Internetauftritt der TU Bergakademie Freiberg; via archive.org