Blick zum Förderturm der Grube "Reiche Zeche".
Bedeutende Persönlichkeiten des Freiberger Bergbaus
Martin Planer
(um 1500 in Neustädtel; † 24. Februar 1582 in der Teichmühle bei Großhartmannsdorf)Martin Planer war ein herausragender Techniker und Bergbauverwalter aus dem Erzgebirge, dessen technische Innovationen maßgeblich zur Entwicklung des sächsischen Bergbaus und Salinenwesens beitrugen. Geboren in einer Bergmannsfamilie in Schneeberg, sammelte Planer früh Erfahrungen im Bergbau und stieg vom Erzjungen bis zum Kunststeiger auf, bevor er bedeutende administrative und technische Positionen übernahm. Er hielt in Schneeberg und in Freiberg Bergwerksanteile und erwarb 1556 das Freiberger Bürgerrecht. Im gleichen Jahr wurde er Knappschaftsältester bevor er 1557 zum Freiberger Bergmeister als Nachfolger Simon Bogners bestellt wurde.
Sein technisches Know-how nutzte Planer vor allem zur Verbesserung der Wasserhebungstechniken in den Bergwerken. Zwischen 1558 und 1578 installierte er 36 bis 38 sogenannte Kunstgezeuge, mechanische Einrichtungen zur Wasserhaltung, die für die nächste 300 Jahre essenziell für den Bergbau im Erzgebirge wurden. Planers Engagement in der Anlage von Kunstgräben und -teichen zur Wasserversorgung der Bergwerke spielte ebenfalls eine entscheidende Rolle. Er projektierte ab 1558 ein umfangreiches System aus Kunstgräben und -teichen zur Gewinnung von Aufschlagwässern. Damit unterstützte er nicht nur den Freiberger Bergbau, sondern verbesserte auch das gesamte regionale Wasserwirtschaftssystem. Die Linenführung der Kunstgräben bestimmte der durch eigene Vermessungen. Auf seine Initiative geht beispielsweise die Anlage des Müdisdorfer Kunstgrabens und der Ausbau des großen Großhartmannsdorfer Teiches zurück.
Auf dem Höhepunkt seiner Karriere wurde Planer 1574 zum Oberbergmeister ernannt. Das war nach dem Berghauptmann die zweithöchste Aufsichtsposition über den sächsischen Bergbau. In dieser Funktion führte er wichtige technische Neuerungen ein, die den wirtschaftlichen Erfolg der Freiberger Gruben sicherten. Trotz seiner Erfolge war Planers Amtsführung umstritten, teilweise wegen Beschuldigungen der Vorteilsnahme und Bestechung.
Zusätzlich zu seinen Beiträgen im Bergbau war Planer auch im Brunnenbau aktiv. Er war an der Konstruktion tiefgreifender Brunnen auf kurfürstlichen Burgen und Schlössern beteiligt, darunter der ca. 152 Meter tiefe Brunnen der Festung Königstein und der 170 Meter tiefe Brunnen des Jagdschlosses Augustusburg.
Martin Planer hinterließ ein bedeutendes technisches Erbe, das sowohl den sächsischen Bergbau als auch die regionale Wasserwirtschaft nachhaltig prägte. Seine Arbeit wurde von Kurfürst August unterstützt und gewürdigt. So erhielt er am 20.10.1566 das Lehen über die Teichmühle in Großhartmannsdorf, wo er am 24. Februar 1582 starb. Seine Innovationen ermöglichten den langfristig profitablen Betrieb der Bergwerke im Erzgebirge.
(Quelle: [4])Friedrich Anton von Heynitz
(14. Mai 1725 in Dröschkau; † 15. Mai 1802 in Berlin)Heynitz studierte Naturwissenschaften und Forstwissenschaften in Dresden sowie Berg-, Hütten- und Salinenwesen in Freiberg und Kösen. 1747 wurde er bei der braunschweigischen Bergverwaltung angestellt, wo er 1762 zum Vizeberghauptmann ernannt wurde. In dieser Funktion verhalf er dem Bergbau des Unterharzes durch Errichtung von bergmännischen Künsten zu einem Aufschwung.
1764 wurde er durch Prinz Xaver von Sachsen nach Sachsen geholt und zum Generalbergkommissar ernannt. Er übernahm er die Leitung des sächsischen Bergwesens. Im vom siebenjährigen Krieg zerstörten Sachsen plante er den Wiederaufbau des Berg- und Hüttenwesens durch umfassende Reformen. Er gründete zusammen mit Friedrich Wilhelm von Oppel 1765 die Bergakademie Freiberg, die älteste heute noch bestehende Montanhochschule der Welt.
Er schied 1774 wegen Meinungsverschiedenheiten über die Kompetenzen der 1772 von ihm gegründeten kursächsischen Salinendirekten aus dem sächsischen Staatsdienst aus. Drei Jahre später (1777) trat er eine Anstellung in Preußen an, wo ihn Friedrich II zum Etats,- Kriegs- und dirigierenden Minister und Oberberghauptmann ernannte. In dieser Funktion reformierte er 1778 die 1770 nach Vorbild der Bergakademie Freiberg gegründete Bergakademie in Berlin. Auf seine Initiative wurde der Stellenwert der Naturwissenschaften an den höheren Schulen Preußens erhöht.
1786 wird er zum akademischen Kurator der Berliner Kunstakademie, der er 1790 eine neue Verfassung gab. 1791 wurde ihm der Schwarze Adlerorden, der höchste preußische Orden verliehen. 1792 wurde er Ehrenmitglied der preußischen Akademie der Wissenschaften. Im Jahr 1798 war er an der Gründung der Bauakademie Berlin beteiligt.
Er blieb bis zu seinem Tod im Jahr 1802 im Amt eines Ministers und Oberberghauptmannes. Heynitz wurde in der Stadtpfarrkirche von Belgern beigesetzt. Er gilt heute als einer der größten deutschen Staatswirte des 18. Jahrhunderts und als einer der der bedeutendsten Bergleute Preußens.
Abraham Gottlob Werner
(25. September 1749 in Wehrau; † 30. Juni 1817 in Dresden)Abraham Gottlob Werner war Mineraloge und Geologe. Er gilt als Begründer von wissenschaftlicher Mineralogie und Geognosie. Die Geognosie ist die Lehre von Struktur und Aufbau der Erde. Werner führte den Begriff als Ersatz für den Begriff "Gebirgskunde" ein. Dieser heute unübliche Begriff wurde mittlerweile durch den Begriff Geologie ersetzt.
Er wurde als Sohn von Abraham David Werner, dem Gräflich-Solms'schen Eisenhüttenwerksinspektor zu Wherau und Lorenzdorf geboren. Seine berufliche Laufbahn begann er im Jahr 1764, als er im Alter von 15 Jahren Hüttenschreiber und Gehilfe seines Vaters in den Eisenhüttenwerken wurde. Bereits in dieser Zeit wurde sein Interesse an Mineralien durch das Studium der Mineraliensammlung seines Vaters geweckt.
Im Jahr 1769 nahm er ein Studium an der Bergakademie Freiberg auf. Im Jahr 1771 wechselte er an die Universität Leipzig, wo er Rechtswissenschaften, Sprachen und Naturwissenschaften studierte. 1774 beendet er sein Studium und veröffentlich in Leipzig sein Buch "Von den äusserlichen Kennzeichen der Fossillien". Darin beschreibt er erstmals ein Klassifizierungssystem für Minerale auf Basis ihrer äußeren Kennzeichen.
Im Jahr 1775 berief ihn Carl Eugenius Pabst von Ohain als Inspektor und Lehrer and die Bergakademie Freiberg zurück. Werner trug in seiner 40 Jährigen Amtszeit entscheidend dazu bei, dass sich die Bergakademie von einer lokalen Universität zu einem weltbekannten Zentrum für wissenschaftliche Studien entwickelte. Er zog Studenten aus ganz Europa und sogar aus Amerika (Nord und Süd) an. Zu seinen Schüler zählten unter anderen Alexander von Humboldt, Leopold von Buch, Friedrich Mohs und Georg Philipp Friedrich von Hardenberg (Novalis)
Werner begründete die (heute verworfene), neptunistische Theorie, nach der alle Gesteine Sedimentgesteine sind, die im Wasser eines weltumspannenden Urozeans gebildet wurden. Das führte in der Zeit von 1790 bis 1830 zum sogenannte "Basaltstreit" mit den "Plutonisten", die ihrerseits annahmen, dass die Gesteine vulkanischen Ursprungs seien. Aus dieser Auseinandersetzung, in der die Plutonisten am Ende die besseren Argumente hatten, ging später die moderne Geologie hervor.
Im Jahr 1791 erscheint sein Buch "Neue Theorie von der Entstehung der Gänge mit Anwendung auf den Bergbau besonders den freybergischen". Im gleichen Jahr erhält er vom Oberbergamt den Auftrag für die geognostische Landesuntersuchung Sachsens mit dem Ziel unentdeckte Bodenschätze zu finden (insbesondere Steinkohle). 1792 wird er Mitglied des Oberbergamtes und erhält die Aufsicht über die Bergakademie Freiberg. 1811 erscheint sein "Kleine Sammlung mineralogischer Berg- und Hüttenmännischer Schriften"
Werner verstarb im Jahr 1817 in Dresden. Seine Grabstätte befindet sich auf dem grünen Friedhof von St. Marien in Freiberg.
Sigismund August Wolfgang von Herder
(18. August 1776 in Bückeburg; † 29. Januar 1838 in Dresden)"Hier ruht der Knappen treuster Freund." Das ist die Inschrift auf dem Grabmal von Sigismund August Wolfgang von Herder, das sich am Stadtrand von Freiberg, in Sichtweite des Förderturmes der Grube "Reichen Zeche" befindet. Herder war Geologe, Mineraloge und sächsischer Oberberghauptmann. Er gilt als erfolgreicher Modernisierer des, nach den Befreiungskriegen niederliegenden sächsischen Bergbaus, der unter seiner Führung einen neuen Aufschwung erlebte.
Er wurde am 18. August 1776 als zweiter Sohn des Dichters Johann Gottfried Herder geboren. Zu seinen Taufpaten gehörte unter anderem der Universalgelehrte und Dichter Johann Wolfgang Goethe, der ihn später oft auf Dienstreisen mitnehmen sollte. Durch diese Reisen wurde schon früh Herders Interesse an der Mineralogie und dem Bergbau geweckt.
Er studierte zunächst in Jena (1795) und Göttingen (1796) und kam im Jahr 1797 an die Bergakademie Freiberg, wo er unter Abraham Gottlob Werner lernte. In Freiberg gehörte er zu den Gründern der Erzgebirgischen Landsmannschaft der Montanen, dem späteren Corps Montania. Herder war ein Studienfreund von Georg Philipp Friedrich von Hardenberg, dem heute als Novalis bekannten Dichter der Frühromantik. Dieser Freundschaft ist es zu verdanken, dass Herder auch als Begründer der deutschen Bergbauromantik gilt.
Es folgte ein Studium an der Universität Wittenberg, wo er im Jahr 1802 mit der Dissertation "De jure quadraturea metallicae" ("Vom Recht der Vierung") zum Dr. phil promoviert. Im gleichen Jahr legte er die Bergassessorenprüfung ab und begann seine Laufbahn im kursächsischen Bergdienst an den Bergämtern Marienberg, Geyer, Ehrenfriedersdorf und Schneeberg. Er wurde 1810 zum Bergrat und unterbreitete im Jahr 1813 Vorschläge zur Wiederbelebung des durch die Befreiungskriege stark in Mitleidenschaft gezogenen sächsischen Bergbaus. Er wurde 1819 zum Vizeberghauptmann und nur zwei Jahre später zum Berghauptmann befördert. Im Jahr 1826 wurde er schließlich zum Königlich Sächsischen Oberberghauptmann ernannt, womit er das höchste Amt im Sächsischen Berg- und Hüttenwesen inne hatte.
Seine Reformen führten zu Verbesserungen im Riss-, Gedinge-, Prüfungs- und Taxier- und im Maschinenwesen. [1] Er sorgte für die zügige Übernahme neuer Erfindungen im Bergbau, wie beispielsweise den Brendelschen Wassersäulenmaschinen und den Schwammkrugturbinen. Er förderte die Verwendung von Steinkohle im Hüttenwesen, führte Gasbeleuchtung ein und steigerte die Qualität der Forschung an der Bergakademie Freiberg durch strengere Aufnahmekriterien und eine Ausweitung des Studienplanes. Auf ihn geht auch der Plan zurück alle Gruben des Freiberger Reviers durch einen gemeinsamen Stollen zu entwässern. Dieser vom ihm projektierte, aber nicht umgesetzte "Tiefe Meißner Erbstolln" [3] wurde in abgewandelter Form als "Rothschönberger Stolln" nach seinem Tod in den Jahren 1844 bis 1877 verwirklicht.
Herder starb am 29. Januar 1838 im Alter von 62 Jahren in Dresden unmittelbar vor einer Darmoperation. Seinem eigenen Wunsch entsprechend wurde er auf der Halde der Grube "Heilige Drei Könige" mit einer nächtlichen Bergparade beigesetzt. Auf seinem Grab steht heute "Herders Ruh", eine, vom Architekten Eduard Heuchler entworfenen, Gedenkstätte im neogotischen Stil.
(Quellen: [1] und [2])Christian Friedrich Brendel
(26. Dezember 1776 in Neustädtel; † 20. November 1861 in Freiberg)Brendel wurde als Sohn eines Bergmannes im Huthaus der Grube "Peter und Paul" in Neustädtel geboren. Seine Familie war im Schneeberger Raum ansässig, wo sie bereits seit ungefähr 1630 als Bergleute, Hammerschmiede und Glasmacher tätig waren. Der Familientradition folgend wurde er bereits im Alter von 14 Jahren Zimmerling im Marx-Semler-Stolln im Schneeberger Revier. (Ein Zimmerling ist ein Bergmann, der hauptsächlich mit Holz- und Ausbauarbeiten beschäftigt war.) Später arbeitete er als Hauer in der gleichen Grube.
Durch Karl Baldauf, dem Berggeschworene des Reviers erhielt Brendel frühzeitig Privatunterricht in Mathematik und Zeichnen und wurde bald auch mit der Herstellung von Modellen und Werkzeugen beauftragt. Baldaufs Vermittlung ist es zu verdanken, das Brendel 1797 ein Stipendium an der Bergakademie Freiberg erhielt. Wo er von Friedrich Wilhelm Heinrich von Trebra und Abraham Gottlob Werner gefördert wurde. Er beendete seine Studien im Jahr 1802 und wurde unmittelbar im Anschluss Obersteiger auf dem Thelersberger Stolln.
Im November des gleichen Jahres brach er zu einer Studienreise nach England auf, wo er den Einsatz von Maschinen, insbesondere Dampfmaschinen im englischen Bergbau studieren sollte. Im Jahr 1805 kehrte er nach Freiberg zurück. Er wechselte nach seiner Rückkehr als Salinenmeister an die kurfürstliche Saline in Dürrenberg, wo er in den Jahren 1808 bis 1811 seine erste Dampfmaschine wattschen Typs baute. 1811 kehrte er nach Freiberg zurück, wo er seinem verstorbenen Förderer Karl Gottfried Baldauf im Amt des Kunstmeister nachfolgte. Damit wurde er zum obersten Maschinenbeamten des sächsischen Berg- und Hüttenwesens. Im Jahr 1817 erhielt dieses Amt den Titel des Maschinendirektors. Im Jahr 1831 führte er zusammen mit Prof. Ferdinand Reich Fallversuche im Dreibrüderschacht zum Nachweis der Erdrotation durch. Von 1846 bis 1851 war Brendel Bergrat im Oberbergamt
Der sächsische Bergbau verdankt Brendel zahlreiche Neubauten von Wassersäulenmaschinen, Dampfmaschinen, die erste Schienenbahn Deutschlands sowie den Bau des Schwarzenberggebläses. Er war ebenfalls an der Einführung des metrischen Systems in Sachsen beteiligt.
Quellenangaben
- Prof. Dr. Ing. habil. Gerd Grabow: "Zum 175. Todestag von Siegmund August Wolfgang Freiherr von Herder."; Online; TU-Bergakademie Freiberg; Archivlink
- Wikipedia: "August von Herder - Wikipedia, die freie Enzyklopädie" Online; Stand 2021-10-12
- Siegmund August Wolfgang Freiher von Herder: "Der tiefe Meissner Erbstolln" Hrsg.: F.A. Brockhaus; Leipzig; 1838
- Michael Wetzel: Martin Planer Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde, https://saebi.isgv.de/biografie/3166, abgerufen am 2024-05-02.