In einem unscheinbaren Fachwerkhaus auf dem Gelände der Fundgrube "Alte Elisabeth" steht das Schwarzenberg-Gebläse, das ehemalige Hochofengebläse der Antonshütte.
Das 6. Lichtloch des Rothschönberger Stollns
Lage und Geschichte
Karte der Tagesanlagen des 6. Lichtlochs. Gut zu sehen ist die Lage der Meridiansteines oben rechts. (Julius Weisbach; [2]; als georeferenzierte kml Datei)Das 6. Lichtloch war mit 155 Metern Teufe das tiefste Lichtloch im fiskalischen Teil des Rothschönberger Stollns. Der Höhenunterschied von seiner Stollensohle zum Mundloch beträgt 3.1 Meter. [1].
An dieser Stelle war das Heranführen von Aufschlagwässern nicht möglich. Für die Wasserhaltung wurde daher zunächst eine 10,5 kW starke Dampfmaschine eingesetzt, welche die zufließenden Wassermengen allerdings nicht lösen konnte. Deswegen wurde der Betrieb nach abteufen des Schachtes im Jahr 1851 vorläufig eingestellt und erst mit dem Umsetzen der kornischen Dampfmaschine des I. Lichtlochs im Jahr 1864 wieder aufgenommen.
Zu den nicht erhaltenen Tagesgebäuden gehörten Treibehaus, Kessel- und Maschinenhaus, Kohleschuppen, Bergschmiede und ein Pulverturm. Heute sind nur noch die Halde und Mauerreste von Schachtaufsattelung und ehemaligem Treibehaus sichtbar. Auffällig darin sind große erhaltenen Gewölbestrukturen, die zu den hier betriebenen Dampfförderanlagen [3c] gehörten. Die Halde befindet sich auf einem Feld westlich der Gemeinde Krummenhennersdorf am Biebersteiner Weg.
In etwa 100 Metern Entfernung von den Haldenresten des Lichtlochs befindet sich heute noch einer von ehemals zwei Meridiansteinen, die für die Vermessung der Anlagen des Rothschönberger Stollns angelegt wurden. Es ist ein kleiner Sandsteinobelisk, der einer von zwei Zentralen Vermessungspunkten des Rothschönberger Stollns war. Der zweite Meridianstein befand sich am zweiten Lichtloch, ist aber nicht erhalten geblieben.
Chronik der Ereignisse am VI. Lichtloch
Informationen kombiniert aus [1b] und [3b]
Beginn des Schachtabteufens.
Schacht vollendet, starker Wasserzufluß, deshalb kein Stollnvortrieb.
Beginn der Auffahrung ener 10 m (5 Lachter) tiefen Abzugsrösche. [6a]
Umsetzen der kornischen Dampfmaschine des 1. Lichtlochs auf das 6. Lichtloch und Verstärkung auf 88 KW.
Stollnvortrieb wird wieder aufgenommen.
Durchschlag zum Stollnort des 5. Lichtlochs (29.03.1873)
Mit dem Durchschlag zum Stollnort des 7. Lichtlochs (04.02.1875) war der Rothschönberger Stolln bis Halsbrüke fertiggestellt und die dortige Grube Beihilfe abgeschlossen.
Der Betrieb am 6. Lichtloch wurde eingestellt.
Zugang zwischen Füllort und Stollen wird zugemauert.
Teilverwahrung des Schachtes und Abbruch der Tagesgebäude.
Tagesgebäude und technische Anlagen
Zu den Tagesgebäuden am VI. Lichtloch gehörten ein auf einer Schachtaufsattelung stehendes Treibehaus mit direkt daran angeschlossenem Maschinen und Kesselhaus, eine Bergschmiede mit Versammlungsraum, ein Kohleschuppen und ein Pulverturm vervollständigten die Anlage.
Links: Das VI. Lichtloch nach ursprünglicher Planung. Rechts: VI:. Lichtloch nach Umsetzung und Verstärkung der kornischen Dampfmaschine des I. Lichtlochs. Die neue Wasserhaltungsdampfmaschine benötigte die doppelte Anzahl an Dampfkesseln und hatte ein, aus der Schachtaufsattelung herausragendes, Gegengewicht, das mit dem Pumpengestänge verbunden war. Für dieses Gegengewicht musste vermutlich ein Teil der Halde abgetragen werden. (Bild basiert [A9], Bild ?; Ingo Berg, Lizenz: CC BY-NC-ND))Treibe-, Maschinen- und Kesselhaus
Für die Treibe-, Maschinen- und Kesselhäuser der drei mit Dampfbetrieb geplanten Lichtlöcher (II., III. und VI. Lichtloch) gab es einen einheitlichen Entwurf des damaligen Bergamtsassessor für Maschinenbau F. W. Schwamkrug aus dem Jahr 1845. Dieser zeigt das auf einer Schachtaufsattelung stehende Treibehaus mit direkt daneben befindlichem Maschinen- und Kesselhäusern.
Bild 2: Eine Anlagenzeichnung aus dem Jahr 1845 zeigt den geplanten Aufbau der ursprünglichen drei mit dampfantrieb geplanten Lichtlöcher (II., III. und VI. Lichtloch). (Zeichnung: C.W. Weinhold [A1]; digital restauriert und eingefärbt für bessere Lesbarkeit.)In Rißzeichnungen aus der damaligen Zeit unterscheiden sich die Gebäudegrundrisse der Treibe-, Maschinen- und Kesselhäuser vom II. und VI. Lichtloch nicht. Es ist davon auszugehen, dass man tatsächlich einheitlich plante und zunächst auch baute. So findet sich im Bergarchiv unter [A10] eine Bestellung für drei Dampfmaschinen bei der Chemnitzer Maschinenbaufirma Constantin Pfaff und die Bestätigung der Anlieferung der Dampfmaschinen des II. und VI. Lichtlochs [A11].
Hier enden die Gemeinsamkeiten, denn die Maschine für das III. Lichtloch wurde nie geliefert und die ausgelieferten Dampfmaschinen erwiesen sich infolge der schwierigeren hydrogeologischen Situation an den Lichtlöchern letztendlich als zu schwach. So kam es im Jahr 1851 zur vorläufigen Einstellung des Betriebs am VI. Lichtloch.
Umbau für die cornwallschen Dampfmaschine (ab 1864)
Der Betrieb konnte erst wieder aufgenommen werden, als man am I. Lichtloch die arbeiten beendet hatte und nun die dort vorhandenen, stärkere Wasserhaltungsdampfmaschine auf das VI. Lichtloch umsetzen konnnte. Dafür mußte man umbauen, denn für das I. Lichtloch hatte man infolge der dort aufgetretenen Probleme mit Schwemmsandeinbrüchen eine kornische Wasserhaltungsdampfmaschine beschafft. Es war die größte und stärkste Dampfmaschine des Stollenbaus und diese sollte nicht nur umgesetzt, sondern auch verstärkt werden. Man benötigte also drei neue Kessel und mußte das Maschinenhaus aufstocken.
Maschinen und Anlagenzeichnung des 6. Lichtlochs vom Rothschönberger Stolln. Zu sehen ist die, für die Wasserhaltung verwendeten kornischen Dampfmaschine mit Treibe-, Maschinen und Kesselhaus. Diese Dampfmaschine wurde im Jahr 1864 nach Abschluß der Arbeiten am I. Lichtloch zum VI. Lichtloch umgesetzt und mit einer stärkeren Kesselanlage ausgerüstet. (Bild basiert auf einer Rißzeichnung des Bergarchiv Freiberg des Sächsischen Staatsarchives [A1]; digital restauriert und eingefärbt für bessere Lesbarkeit.)Kornische oder Cornwaller Dampfmaschinen waren die stärksten Wasserhaltungsdampfmaschinen ihrer Zeit. Sie wurden in Cornwall/England entwickelt. Es sind einfach wirkende Hochdruckdampfmaschinen. Ihr Zylinder ist über einen langen Balken mit einem Pumpengestänge verbunden. Wird der Zylinder durch Dampfdruckdruck nach unten bewegt, so bewegt sich das Pumpengestänge auf der anderen Seite des Balkens nach oben. Damit das funktioniert muß bei tiefen Schächten zusätzlich ein Gegengewicht am Pumpengestänge angebracht werden, das einen Teil von dessen Masse aufnimmt.
Nach Abfallen des Drucks im Zylinder sinkt das Pumpengestänge unter seinem Eigengewicht ab und zieht den Balken auf seiner Seite nach unten, wodurch der Zylinder auf der anderen Seite angehoben wird. Ein einfacher Zyklus, der jedoch zu unstetig ist um eine gleichmäßige Drehbewegung zu erzeugen. Aus diesem Grund wurden Maschinen dieses Typs in der Regel nur für das Abpumpen von Wasser eingesetzt.
Kornische Wasserhaltungsmaschinen verfügten über eine aufwendige mechanische Steuerung mit einer Vielzahl an Ventilen und Hebeln. Die Hebel waren so gebaut, dass sie durch die Bewegung der Maschinengestänge umgelegt wurden. Die Maschine regelte sich selbst. Ihr "Steuerprogramm" lag in den speziell geformten Hebeln und Schaltern, die in ihrer Form genau berechnet waren damit sie bei der Auf- und Abbewegung des Balkens zur richtigen Zeit die richtigen Ventile im richtigen Maße schalteten. Das machte diese Maschinen komplizierter und teuere als Wattschen Balkendampfmaschinen. Doch sie benötigten auch weniger Kohle. Ein Vorteil, wenn Kohle teuer ist oder über weite Strecken herangeschafft werden muß.
Aufgrund ihrere Größe baut man eine Cornwallsche Dampfmaschine nicht einfach in ein Maschinengebäude ein. Das Gebäude selbst wird struktureller Bestandteil der Konstruktion. Der Balken war so groß und schwer, daß er in der Regel auf einer Mauer aufgesetzt wurde. Darunter befand sich häufig ein großer Bogen mit einem Zugang zu Schacht und Pumpengestänge.
Im Cornwall lag der Schacht häufig im freien und der Balken ragte aus dem Schachthaus heraus. Im Freiberger Revier baute man immer Schachthäuser darüber. Wegen Schachtaufsattelung und tief gelegenem Maschinenhaus muß sich der Balken auf Höhe der Hängebank befunden haben. Es dürfte ein ungewöhnlicher Anblick gewesen sein. Von außen sah man nur das Gegengewicht als einzigen Hinweiß auf die hier arbeitende cornwallsche Dampfmaschine.
Widersprüche, Ungenauigkeiten und Unbekanntes
Bei der Recherche für Artikel stößt man häufig auf widersprüchliche Informationen oder ungenaue Angaben in den Quellen. In diesem Artikel beabsichtige ich, die auf dieser Webseite getroffenen Aussagen, sofern nicht bereits geschehen, mit Primärquellen zu untermauern oder auf offene Fragen hinzuweisen.
Wie wurde gefördert?
Kornische Dampfmaschinen sind beeindruckende Maschinen. Es ist eine spezielle Art von Dampfmaschine, die für die Wasserhaltung in Bergwerken entwickelt worden ist. Sie wurden nur selten für die Förderung eingesetzt und wenn, dann trieben sie ein großes Schwungrad an. Nach [A1] war die kornische Dampfmaschine des VI. Lichtlochs eine reine Pumpenmaschine, denn ihr Gestänge führte direkt in den Schacht und nicht zu einem Schwungrad. Damit stellt sich die Frage: Wie wurde gefördert? Die Vermutung liegt nahe, das es eine zweite Förderdampfmaschine am VI. Lichtloch gegeben haben muß. Wie diese aussah, ist mir nicht bekannt. Was bekannt ist, ist das im Jahr 1849 oder 1850 die Originalmaschine des VI. Lichtlochs verkauft wurde [A7]. Damit kommt diese als Fördermaschine nicht infrage.
In [4a] wird jedoch für das ähnlich geplante II. Lichtloch der Einsatz einer zweiten Dampfmaschine erwähnt und in [A8] wird vom Verkauf von "Dampfmaschinen" (in der Mehrzahl) des III. Lichtlochs berichtet. Der Einsatz von mehreren Dampfmaschinen auf einem Lichtloch war also eher die Regel, auch wenn die ursprünglichen Maschinenzeichnungen nur eine einzige Maschine zeigen.
Quellenverzeichnis
Archiv- und Datenquellen
- "Cornische Dampfmaschine beim VI. Lichtloch, Einbau von drei Dampfkesseln" Rißzeichnung mit mehreren Ansichten von Treibe-, Maschinen und Kesselhaus mit kornischer Dampfmaschine und Gegengewicht. Bergarchiv Freiberg des Sächsisches Staatsarchivs, 40102 Oberdirektion der staatlichen Erzbergwerke, Nr. 2-B1637; 1866
- "Gegengewicht zur Dampfmaschine des VI. Lichtlochs" Rißzeichnung in mehreren Ansichten; Bergarchiv Freiberg des Sächsisches Staatsarchiv, 40102 Oberdirektion der staatlichen Erzbergwerke, Nr. 2-I1133; 1866
- "Fundament der Dampfmaschinen des Rothschönberger Stollns" Rißzeichnung in mehreren Ansichten; Bergarchiv Freiberg des Sächsisches Staatsarchiv, 40102 Oberdirektion der staatlichen Erzbergwerke, Nr. 2-I2665; ohne Datum
- "Veräußerung von Gebäuden, Grundstücken und Inventar des fiskalischen Rothschönberger Stolln" Bergarchiv Freiberg des Sächsisches Staatsarchiv, 40102 Oberdirektion der staatlichen Erzbergwerke, Nr. 2-I2665; ohne Datum
- "Digitales Höhenmodell der Halde des 6. Lichtlochs mit 1 Meter Genauigkeit" Datensatz vom Landesamt für Geobasisinformation Sachsen; online; DL-DE->BY-2.0
- Weinhold, Carl Wilhelm: "Consolidated Mines [Vereinigte Gruben] in Cornwall, England; 70-zöllige Dampfmaschine" Bergarchiv Freiberg des Sächsisches Staatsarchiv, 40044 Generalrisse, Nr. 1-K20129; 1831
- Mehrere Autoren: "Herantrieb eines neuen Hauptstollns von Rothschönberg aus in das Freiberger Bergamtsrevier" Bergarchiv Freiberg des Sächsisches Staatsarchiv, 40010 Bergamt Freiberg, Nr. 2837; 1849-1852
- Mehrere Autoren: "Veräußerung von Gebäuden, Grundstücken und Inventar des fiskalischen Rothschönberger Stolln" Bergarchiv Freiberg des Sächsisches Staatsarchiv, 40026 Stolln-Administration des fiskalischen Rothschönberger Stolln, Nr. 138; 1876-1890
- Weinhold, C.W.: "Rothschönberger Stolln bei Freiberg; dampfbetriebene Berg-, Wasser- und Wetterförderungsmaschinen auf 3 Lichtlöchern" Rißzeichnung mit mehreren Ansichten von Treibe-, Maschinen und Kesselhaus mit cornischer Dampfmaschine und Gegengewicht. Bergarchiv Freiberg des Sächsisches Staatsarchivs, 40044 Generalrisse, Nr. 1-K19707; 20. Dezember 1845
- Mehrere Autoren: "Herantrieb eines neuen Hauptstollns von Rothschönberg aus in das Freiberger Bergamtsrevier" Bergarchiv Freiberg des Sächsisches Staatsarchiv, 40010 Bergamt Freiberg, Nr. 2835; Januar - Juni 1846
- Mehrere Autoren: "Betrieb und Haushalt des fiskalischen Rothschönberger tiefen Erbstolln" Bergarchiv Freiberg des Sächsisches Staatsarchiv, 40026 Stolln-Administration des fiskalischen Rothschönberger Stolln, Nr. 3; März 1847 - März 1848
Literaturverzeichnis
- H. Albrecht; J. Ehrentraud; J. Kugler: "Umsetzungsstudie Rothschönberger Stolln" Hrsg. Förderverein „Montanregion Erzgebirge“ e.V.; Institut für Industriearchäologie, Wissenschafts und Technikgeschichte; TU-Bergakademie Freiberg; a: Seite 18; b: Seite 30
- Julius Weisbach: "Die neue Markscheidekunst und ihre Anwendung auf die Anlage des Rothschönberger Stollns bei Freiberg in Sachsen."; Hrsg.: Verlag Friedrich Vieweg und Sohn, Braunschweig, 1851
- Ottfried Wagenbreth, Eberhard Wächtler: "Der Freiberger Bergbau - Technische Denkmale und Geschichte" VEB Deutsche Verlag für Grundstoffindustrie Leipzig; ISBN 3-342-00117-8; Seite 30; b: Seite 184-186, c: Seite 188; Seit 194
- Lysann Petermann: "Der Rothschönberger Stolln - Bergbauhistorie der Klosterregion Altzella" Regionalmanagement und Bürgermeisterrat Klosterbezirk Altzella; Neuauflage des Vereins IV. Lichtloch des Rothschönberger Stollen's e.V.; a: Seite 25
- Verschiedene Autoren: "Jahrbuch für den Berg- und Hüttenmann auf das Jahr 1850." Hrsg.: Königliche Bergakademie zu Freiberg; Verlag Craz & Gerlach; 1850; a: Seite 165
- Verschiedene Autoren: "Jahrbuch für den Berg- und Hüttenmann auf das Jahr 1854." Hrsg.: Königliche Bergakademie zu Freiberg; Verlag Craz & Gerlach; 1854; a: Seite 82