
Ursprünge und Text des Steigerliedes.
Schachthaus und Fundamente der ehemaligen Radstubenkaue am VII. Lichtloch des Rothschönberger Stollns.
Karte der Tagesanlagen des VII. Lichtlochs. Es handelt sich hierbei um eine der ältesten Darstellungen der
Tagesgegend des Lichtlochs. Vermutlich entstand die Zeichnung zu einer Zeit als die Anlagen noch nicht vollständig
ausgebaut waren. Die Dimensionen und Lage des Schachthauses legen nahe, dass es sich hier lediglich um eine Schachtkaue handelt.
(Julius Weisbach; [3] )
Das VII. Lichtloch befindet sich inmitten eines weitläufigen Bogens der Freiberger Mulde im Norden von Halsbrücke. Sein Betrieb erfolgte mit Wasserkraft. Der Rothschönberger Stolln hat hier eine Teufe von 123 Metern.
Im Jahr 1844 wurde mit dem Bau eines Huthauses mit integrierter Bergschmiede sowie eines Pulverhauses begonnen. Das Schachtabteufen und der Bau der Radstube begannen im gleichen Jahr. Der Bau des Treibehauses mit angeschlossener Radstubenkaue erfolgte erst 1850 nach zweimaliger Erhöhung des Haldenniveaus durch Schachtaufsattelung.
Die Aufschlagwässer für die Kunst- und Kehrräder wurden dem Churprinz-Bergwerkskanal entnommen, der hier in unmittelbarer Nähe vorbeiführte. Zu diesem Zweck wurde bereits 1845 eine kurze Aufschlagrösche unterhalb der Lichtlochhalde angelegt.
Die Tagesanlagen des VII. Lichtlochs ähneln äußerlich denen des IV. Lichtlochs in Reinsberg. Seine Maschinenanlagen unterschieden sich allerdings von denen der anderen mit Wasserkraft betriebenen Lichtlöchern in der Art der Beaufschlagung der Antriebsräder. Der Bergwerkskanal verlief hier zu tief, um die 8,5 bzw. 9 Meter hohen Wasserräder oberschlägig zu beaufschlagen. Aus diesem Grund entschied man sich für eine Ausführung der Kunst- und Kehrräder als rückenschlägig beaufschlagte Wasserräder [A1], [A8], [A11]. Der Wasserabschlag erfolgte ungefähr 300 Meter flussabwärts in die Freiberger Mulde, deren Wasserspiegel ungefähr 5,75 Meter unter dem Niveau des Churprinz-Kanals lag.
In den Jahren 1860 bis 1861 wurde für die Wasserhaltung eine zusätzliche Wassersäulenmaschine eingebaut. Die für den Betrieb dieser Maschine zusätzlich benötigten Aufschlagwässer wurden durch eine zweite 591 Meter lange Aufschlagrösche mit daran angeschlossenem, kurzen, offenen Kunstgraben vom Roten Graben zugeführt. [A5]
Darstellung von Treibehaus und Radstubenkaue auf der Halde des VII. Lichtlochs des Rothschönberger
Stollns um 1860. Am Fuß der Halde befindet sich das Mundloch der Aufschlagrösche. (Quelle: Ingo Berg, Lizenz: CC BY-NC-ND)
Die Wassersäulenmaschine erwies sich jedoch als zu schwach und wurde im Jahr 1868 durch eine Schwamkrugturbine mit 7,72 m Raddurchmesser ersetzt [1b, 4a]. Infolge der hohen Menge an notwendigem Aufschlagwasser führte dies zur Einstellung des Erztransportes auf dem Bergwerkskanal.
Insgesamt war das VII. Lichtloch von 1844 bis 1876 in Betrieb.
Darstellung der Tagesgegend am VII. Lichgtloch in einer
Markscheiderische Probearbeit aus dem Jahr 1873. (Quelle: Bergarchiv Freiberg; [A17]; Nachkoloriert)
Baubeginn der Tagesanlagen, mit Bergschmiede und Pulverhaus.
Beginn des Schachtabteufens.
Bau einer kurzen Aufschlagrösche die den Kunst- und Kehrrädern Aufschlagwässer vom Churprinz-Kanal zuführte.
Kunstrad und Kunstgezeug wird in Betrieb genommen. [12a] Für die Wasser- und Wetterhaltung wurden Harzer Wettersätze installiert. [A11]
Lichtloch fertiggestellt.
Stollenvortrieb in Richtung SW und NO beginnt.
Erhöhung der Aufsattelung des Lichtlochs auf insgesamt 6,28 Meter Höhe (3,14 Lachter). [10a]
Bau des Treibehauses. [10a]
Ausmauerung der oberen 6,7 Lachter des Schachtes bis zur Hängebank. [10a]
Ein Wassergöpel mit rückenschlägigem Kehrrad wird eingebaut.
Einbau von 14 neuen, 15 Zoll weiten Kunstsätzen. [13a]
Umstellung auf Gestellförderung. Die Grubenhunte wurden nun direkt aus dem den Schacht befördert und auf der Halde verkippt. Das Umladen an der Hängebank entfiel damit. [11a]
Bau einer zweiten, der "oberen" Aufschlagrösche mit angeschlossenem Aufschlaggraben für den Betrieb einer Wassersäulenmaschine mit Aufschlagwässern vom Roten Graben.
Einbau der Wassersäulenmaschine.
Neuauffahrung des Stollns in Richtung SO beginnt zeitgleich mit dem Abteufen des VIII. Lichtlochs.
Einbau einer Schwamkrugturbine mit 7.72 m Raddurchmesser als Ersatz für das Kunstrad.
Durchschlag zum Gegenort des VI. Lichtlochs am 4.2.1875.
Der Rothschönberger Stolln ist nun bis Halsbrücke vollendet und die Grube Beihilfe angeschlossen.
Durchschlag zum Gegenort des VIII. Lichtloch am 8.8.1876.
7.2.1876 Versuchsweiser Einsatz von Druckluftbohrmaschinen.
Einstellung des Betriebs am VII. Lichtloch.
Abbruch der Radstubenkaue und Verfüllung der Radstuben.
Einbau eines Vorgelegehaspels aus der Grube Beihilfe.
Überdeckung der Originalhalde des VII. Lichtlochs, sowie der Reste des Churprinz-Kanals mit einer Spülsandhalde aus den Aufbereitungsrückständen des Halsbrücker Blei- und Zinkerzbaus der Grube "Beihilfe".
Sicherung des Schachtkopfes des Lichtlochs.
Weitere Quellen: [5a], [4a] und [1c]
Darstellung von Treibehaus und Radstube mit den Maschinenanlagen des VII. Lichtlochs des Rothschönberger Stollns
um 1861. Zeichnung auf Basis von [A1] und [A11].
Damit der Wasseraufschlag vom Churprinz-Kanal funktionieren konnte, mußte die Radstube tief sein. Die deutlich höher
gelegene obere Aufschlagrösche führte ab 1861 der im Schachtkopf eingebauten Wassersäulenmaschine Aufschlagwässer zu. Die gehobenen
Wässer und die Abschlagwässer der Maschinenanlagen wurden über die, auf der Radstubensohle befindliche, Abzugsrösche in die Freiberger
Mulde abgeschlagen.
(Quelle: Ingo Berg, Lizenz: CC BY-NC-ND)
Die verbliebenen Tagesanlagen des VII. Lichtlochs sind ein Huthaus mit Bergschmiede, das Schachthaus, Fundamentreste
der Radstubenkaue und ein Pulverhaus.
Das VII. Lichtloch verfügte über eine 1845 erbaute untere Aufschlagrösche, die vom Bergwerkskanal abging sowie über eine 1861 erbaute obere Aufschlagrösche, welche vom Roten Graben und der Grube Beihilfe mit Aufschlagwässern versorgt wurde. Der Wasserabschlag erfolgte über eine 1845 angelegte Abzugsrösche in die Freiberger Mulde.
Der Bergwerkskanal verlief in unmittelbarer Nähe westlich unterhalb der Halde des VII. Lichtlochs. Von dort zweigte man im Jahr 1845 einen 40 Meter langen Graben ab, an den sich eine 60 Meter lange Aufschlagrösche anschloß. Ihr Mundloch befand sich am Fuß der Halde. Die Rösche führte von da hinter die Radstube wo sie ihre Richtung in zwei 90 Grad Wendungen komplett dreht bevor sie aus östlicher Richtung in diese eintrat.
Spezialriß über die Aufschlags und Abzugsröschenanlagen bei dem VII. Lichtloche auf dem Rothschönberger Stolln.
(Quelle: Bergarchiv des Sächsisches Staatsarchivs, 40040 Fiskalische Risse zum Erzbergbau, Nr. I6021, [A16];
digital restauriert)
Dieser Auszug aus Bild ? zeigt die Führung der Aufschlagwässer des Kehrrades um die
Radstube herum. EinDetail, das auch in der Maschinenzeichnung [A1] (Bild ?)
auftaucht.
Die Aufschlagwässer für das Kehrrad führte man um die Radstube herum um es beidseitig beaufschlagen zu können. Die Abschlagwässer mußten ungefähr 5,75 Meter tiefer in die Freiberger Mulde abgeleitet werden. Das ging nicht direkt an der Halde des VII. Lichtlochs, denn der Wasserspiegel der Mulde war hier noch zu hoch.
Aus diesem Grund legte man in den Jahren 1844/1845 eine Abzugsrösche an und verlagterte so den Wasserabschlagspunkt um ca. 300 m weiter flussabwärts. Beide Röschen sind heute in ihrem gesamten Verlauf von einer Spülsandhalde aus den Aufbereitungsrückständen des Halsbrücker Bergbaus überdeckt und nicht mehr zugänglich.
Die obere Aufschlagrösche wurde im Jahr 1860 projektiert. Man benötigte sie für die Beaufschlagung einer, im gleichen Jahr im Schacht des VII. Lichtlochs aufgestellten Wassersäulenmaschine. Sie führte die Aufschlagwässer vom Roten Graben durch eine 346 Meter (173 Lachter) lange Rösche, an die sich ein 224 Meter (112 Lachter) langer, offener Graben anschloß in die Radstube des VII. Lichtlochs und von dort in den Wasseraufschlagschacht der Wassersäulenmaschine. Man erreichte so eine Gesamthöhe der Wassersäule von ungefähr 18 Metern (9 Lachter).
Originaltitel "Special-Riß über die projectr. Anlage einer Aufschlagrösche und respect. Aufschlaggraben
zur Beaufschlagung einer Wassersäulenmaschine im VII. Lichtloch des fiscalischen Rothschönberger Stollns" In dieser Zeichnung aus dem
Jahr 1860 sind auch zwei alternative Verläufe der Aufschlagrösche eingezeichnet. (Quelle: Bergarchiv Freiberg [A9];
Digital rekonstruiert und für bessere Lesbarkeit eingefärbt)
Die Rösche ist noch erhalten und über das Mundloch ihres Querschlags am südöstlichen Hang des Muldenbogen zugänglich. Der sich daran anschließende offene Kunstgraben wurde vollständig verfüllt und ist selbst in Laserscans des Gebietes nicht mehr sichtbar.
Blick in den Röschenquerschlag der oberen Aufschlagrösche des VII. Lichtlochs. Die Rösche befindet sich hinter der Mauer.
Blick in vom Röschenquerschlag in die, für die Wassersäulenmaschine angelegte, obere Aufschlagrösche des VII. Lichtlochs.
Das Gelände um Treibehaus und Radstube des VII. Lichtloch liegt heute höher als zu Beginn des Betriebs, denn in den Jahren 1847 und 1850 wurde es zweimal um insgesamt 6,28 Meter aufgesattelt [9a][10a] um mehr Raum für das verkippen der geförderten Massen zu schaffen. Die ältesten Rißzeichnungen zeigen die Gebäude entweder gar nicht oder als getrennte Bauwerke ((Bild ?)). In einem Bericht aus dem Jahr 1847 wird aber die Existenz einer Kunst- und einer Schachtkaue bestätigt [A22b].
Darstellung des VII. Lichtlochs um 1948 kurz nach der ersten Aufsattelung. Zu dieser Zeit existierte neben dem Huthaus mit
Bergschmiede eine Radstubenkaue (Kunstkaue) und eine Schachtkaue. [A22b] Das heutige Treibehaus
sollte erst nach der zweiten Aufsattelung im Jahr 1850 errichtet
werden. (Quelle: Ingo Berg, Lizenz: CC BY-NC-ND)
Ein Pulverhaus und die Bergschmiede mit Mannschaftsraum existierten jedoch bereits. Diese beiden Gebäude gehören heute neben dem 1850 erbauten Treibehaus und den Mauerresten der Radstube zu den verbliebenen Anlagen des Lichtlochs.
Das Treibehaus wurde erst im Jahr 1850 nach zweimaliger Aufsattelung des Schachtes um insgesamt 6,28 Meter (3,14 Lachter) erbaut. Im Jahr 1854 wurde es für die Gestellförderung mit Grubenhunten hergerichtet [11a]. Diese wurden in zwei nebeneinander angelegten Fördertrümern im Stollen vom Füllort zur Hängebank befördert und von dort auf die Halde des Lichtlochs entleert.
Dieses Detail ist keiner Maschinenzeichnung entnommen. Die Information stammt aus einem kurzen Bericht über den Doppelhäuer Gottlob August Neumann, von dem heute nicht viel mehr bekannt ist als wann, wie und wo er tödlich verunglückte. Im Berg- und Hüttenmännischen Jahrbuch von 1861 ist über ihn zu lesen:
Am 29. Juni 1861 verunglückte sofort tödlich der Doppelhäuer Gottlob August Naumann aus Hohetanne beim 7. Lichtloch des fiscalischen Rothschönberger Stollns, durch hineinstürzen in den Schacht, indem er, mit Ausstoßen der beim Treiben ausgeförderten Hunde beschäftigt, den leeren Hund auf das, bei der Hängebank befindliche Hundegestelle rückwärts gehend wieder hineinziehen wollte, hierbei aber anstatt in den Tonnenstand, wo sich das Gestelle befand, irrigerweise in die andere Schachtabtheilung eingetreten ist.
Blick in die beiden ehemaligen Fördertrümer des VII. Lichtlochs des Rothschönberger Stollns.
Dieser heute im Obergeschoss des Treibehauses befindliche Vorgelegehaspel tat ursprünglich
in der Grube Beihilfe seinen Dienst und wurde erst im Jahr 1901 eingebaut.
Nach der letzten Schachtaufsattelung um 1850 wurde die Radstube mit einer hölzernen Kaue überbaut. An deren Gibelseite befand sie eine Eingangstür und seitlich davon zwei Fenster.
In der Sekundärliteratur wird heute oft beschrieben, dass die Radstuben des VII. und des IV. Lichtlochs sehr ähnlich waren. Ein solcher Vergleich wird in der Primärliteratur jedoch nie gemacht. Dort werden lediglich die Radstuben des I., IV. und V. (nie gebauten) Lichtlochs als praktisch identisch beschrieben.
Die Radstubenkaue des IV. Lichtlochs wurde in den Jahren 2002/2003 freigelegt und restauriert. Dabei wurden die Wasseraufschlagsöffnung und zwei Fenstererker geändert bzw. entfernt. Erst seit der Restauration sieht sie äußerlich genau so aus, wie die auf Fotos überlieferte Radstubenkaue des VII. Lichtlochs. Doch im Inneren gibt es Unterschiede: Die Kunsträder waren zwar in beiden Radstuben nebeneinander angeordnet. Die des VII. Lichtlochs war jedoch kürzer, und deutlich tiefer. Ihre Kunst- und Kehrräder waren kleiner und rückenschlägig beaufschlagt.
Bei der genauen Größe der Kunst- und Kehrräder widersprechen sich die Quellen geringfügig:
| Quelle | Beschreibung der Maschinenanlagen (1848) [A11e] |
Maschinenzeichnung (um 1850) [A1] |
Wasserverteilung bei Beihilfe (um 1888) [A18] |
|---|---|---|---|
| Kunstraddurchmesser | 7,92 m (14 Ellen) |
9,06 m (16 Ellen) |
Kunstrad war zu dieser Zeit nicht mehr vorhanden |
| Kehrraddurchmesser | Kehrrad war zu dieser Zeit noch nicht vorhanden |
8,49 m (15 Ellen; handschriftlich von 16 korrigiert) |
8,64 m |
Die Radstube verfügt über 6 zusätzliche, seitlich angebrachte Lichtschächte, welche die Mauerung auf Höhe der Erdoberfläche durchbrachen. Diese sind heute noch erhalten. Sie geben Hinweis auf den Hauptunterschied zur Radstube des IV. Lichtlochs: Die Radstube des VII. Lichtlochs war deutlich tiefer!
Die Maschinen wurden im Laufe der Zeit mehrfach umgebaut. Im Jahr 1846 wurde zunächst ein rückenschlägiges Kunstrad eingebaut. Die Förderung erfolgte in dieser Zeit noch händisch mit einem Vorgelegehaspel. Im Jahr 1850 wurde ein, ebenfalls rückenschlägiges, Kehrrad als Antriebsmaschine der Förderanlagen eingebaut.
Anlagenzeichnung der Maschinen auf dem VII. Lichtloch der Rothschönberger Stollns.
Der Höhenunterschied zwischen dem Wasserspiegel des Churprinz-Kanals und dem Mundloch der Abzugsrösche (Freiberger Mulde)
beträgt laut Zeichnung nur 10 Ellen und 4 Zoll (5,75 m mit 1 Elle=0,5661 m, 1 Zoll=2,3599 cm).
(F. W. Schwamkrug; [A1]; Digitalisiert und für bessere Lesbarkeit eingefärbt)
Maschinenzeichnung der Wassersäulenmaschine des VII. Lichtlochs des Rothschönberger Stollns.
(Quelle: Bergarchiv Freiberg [A12]; Digital restauriert und eingefärbt für bessere Lesbarkeit)
Da man beim Stollenvortrieb immer wieder auf stark wasserführende Gänge stieß, mußten die Wasserhaltungsmaschinen mehrfach verstärkt werden. So errichtete man im Jahr 1861 eine zusätzliche Wassersäulenmaschine (Bild ?). Diese befand sich in ungefähr 20 Metern Tiefe in einer seitlich vom Schacht ausgeschlagenen Kammer. Es ist die Stelle, an der die Radstube seitlich über das Treibehaus hinaus verlängert wurde. In dieser Verlängerung befand sich ein hölzernes Gerinne, welches zum Wasseraufschlagsschacht der Wassersäulenmaschine führte.
Diese, mit einem Foto überlagerte, Anlagenzeichnung der im 7. Lichtloch um 1861 vorhandenen
Maschinen kombiniert Informationen aus [A1] und [A7]
(siehe auch); (Quelle: Ingo Berg, Lizenz: CC BY-NC-ND)
Da auch das nicht ausreichte, um der Wassermassen Herr zu werden, ersetzte man im Jahr 1867 das Kunstrad durch die größte jemals gebaute Schwamkrugturbine und erhöhte die notwendig Menge an Aufschlagwasser damit derart, dass der Betrieb auf dem Bergwerkskanal eingestellt werden mußte. Die 1015 Litern pro Sekunde Durchfluß des Kanals wurden nun komplett von der Isaaker Wäsche (234 l/s) und dem VII. Lichtloch (781 l/s) aufgebraucht. (Bild ?; [A19])
Die Radstube war ungefähr 21 Meter tief. Das ergibt sich aus den technischen Daten ihrer Anlage. Da sie oberirdisch angelegt wurde, markiert die Tiefe der Abzugsrösche unter dem Niveau der Hängebank ihre Gesamttiefe. Beide Höhenangaben sind aus mehreren Grund- und Saigerrißen überliefert. Die folgenden Tabelle zeigt Tiefenangaben aus verschiedenen Quellen:
| Quelle | Beschreibung der Maschinenanlagen (1848) [A11] |
Spezialriß der Aufschlagröschen (1845) [A14] |
Spezialriss Muldenbogen mit VII. Lichtloch (1847-1883) [A15] |
Spezialriss - Projektierung der oberen Aufschlagrösche(1860-1861) [A9] |
Spezialriss - VII. Lichtloch und Aufschlagröschen. (1844-1868) [A16] |
|---|---|---|---|---|---|
| Radstubentiefe | 14,6 m (26 Ellen) |
18,7 m (9,36 Lachter) |
21 m (10,5 Lachter) |
21 m (10,5 Lachter) |
22,2 m (11,1 Lachter) |
Dieser Saigerriß aus [A9] verzeichnet die Höhe des Treibehauses und die Höhe der Abzugsrösche.
Die Höhendifferenz der beiden ist 10,5 Lachter.
Ein Lachter entspricht 2 Metern. Die Radstube war nach dieser Quelle also 21 Meter tief.
Eine der wenigen Originalzeichnungen, welche zeigt, wie tief sich die Wasserräder tatsächlich in der Radstube befunden haben müssen.
Detailauszug aus [A19]. Das kleine Wasserrad gehört nicht zum VII. Lichtloch, sondern zur Isaaker Wäsche.
Nach den vorliegenden Daten erscheint es am plausibelsten, dass die Radstube ca. 21 m tief war. Das es tatsächlich so gewesen sein muß, wird in Bild ? deutlich. Dabei handelt es sich um eine schematische Zeichnung der Verteilung der Wässer auf die verschiedenen Maschinenanlagen entlang der Freiberger Mulde. Sie zeigt die beiden Wasserräder weit unterhalb des Niveaus der Hängebank des VII. Lichtlochs.
Bei der Radstubentiefe ist zu beachten, dass das VII. Lichtloch zweimal, auf insgesamt 6,28 m, aufgesattelt wurde (1847 und 1850). Aus diesem Grund sind ältere Tiefenangaben niedriger. Man hat sich nicht vermessen, die Radstube wurde bis zum Jahr 1850 durch das Anwachsen der Halde tatsächlich immer tiefer. Der kleinste Wert stammt aus einem Bericht, den Alexander Theodor Tittel im Jahr 1848 abgab. Darin schreibt er über die Radstube des VII. Lichtlochs:
"Die Radstube ist gemauert, 18 Ellen lang, 6 Ellen breit und befindet sich mit ihrer Sohle 26 Ellen unter der Landsohle." [A11a]
Das sind ungefähr 6,5 Meter weniger als in den anderen Quellen angegeben. Es ist auch die ungefähre Gesamthöhe, welche die Schachtaufsattelung am Ende erreichen sollte. Er schreibt:
Nachkoloriertes Foto des VII. Lichtlochs von Karl August Reymann (Datum unbekannt, vor 1901). Es zeigt, dass die Halde an der Radstube ungefähr 4 bis 6 Meter
hoch aufgeschüttet wurde. Das läßt sich abschätzen, weil das Obergeschoß des Treibehauses ziemlich genau 4 Meter über dessen Sohle ist.
Erkennbar an einer Stufe in der Holzvertäfelung.
"Das 7te und letzte Lichtloch des Rothschönberger Stollens ist am linken Muldengehänge, nordwestlich von Halsbrücke, dem Isaak gegenüber angesetzt und hat bis jetzt eine Teufe von 44 Lachter erreicht. Die zum Betriebe dieses Lichtloches bestimmten Maschinen sind: ein Kunstgezeuge, als Wasserhaltungsmaschine, ein Harzer Wettersatz als Wettermaschine, ein mittelschlägiges Kunstrad welches für beide als Antriebsmaschine dient und ein Vorgelegehaspel zur Förderung." [A11a]
Als er das Lichtloch besuchte war es 44 Lachter tief. Das muß im Jahr 1847 gewesen sein [9a]. Vermutlich bevor die erste Aufsattelung durchgeführt wurde. Der Schacht war zu dieser Zeit erst 88 Meter tief. Der Stollnvortrieb hatte noch nicht begonnen. Die Radstubenkaue gab es wahrscheinlich noch gar nicht. Die bis dahin aus dem Schacht geförderten Massen entsprachen ungefähr 2,5m * 6m * 88m = 1320 m³ Haldenmaterial, oder einem Würfel von 11x11x11 Metern Seitenlänge. Das ist noch nicht genug für eine große Halde.
Später würde die Halde an der Stelle der Radstube zwischen 4 und 6 Meter hoch werden. Das geht aus einem Foto von Karl August Reymann hervor. Dieser fotografierte Treibehaus und Radstube um 1900 in der Seitenansicht. Die Halde ist darauf deutlich zu sehen. 1847 gab es diese Halde noch nicht. Die Sohle der Radstube zu dieser Zeit war tatsächlich nur 14,6 Meter unter einer "Landsohle" (Bild ?), die hier in Richtung Freiberger Mulde hin abfiel.
Heute ist die Radstube bis zum Sohlenniveau der oberen Aufschlagrösche verfüllt. Deren Mundloch ist in einer Ecke direkt am Schachthaus sichtbar. Von diesem Mundloch wurde das Aufschlagwasser im Innern der Radstube um das Schachthaus herum zu dessen Seite geführt. Dort befand sich in der Verlängerung der Radstube ein Aufschlagschacht für die Wassersäulenmaschine.
In der Luftaufnahme des 7. Lichtlochs zeigt sich, das die Radstubenkaue
an der Rückseite des Treibehauses verlängert wurde.
Mundloch der oberen Aufschlagrösche für die 1861 eingesetzte Wassersäulenmaschine. Links daneben
ein zugemauerter Bogen, Hinweis auf Umbauarbeiten am Lichtloch im Zuge des Einbaus der Wassersäulenmaschine.
Die Verlängerung der Radstubenkaue endet auf Höhe des Schachtes. Hier befindet sich
ein zugemauerter Durchbruch zum Schacht.
Zeichnung des Wassereinlasses der unteren Aufschlagrösche aus dem Jahr 1847. Zu sehen ist ein gemauertes Mundloch mit
zweigeteilter Schütze für die Steuerung des Wasseraufschlags [A22c].
Das Mundloch der vom Churprinzkanal kommenden unteren Aufschlagrösche (Bild ?) ist heute im Inneren der Radstube verschüttet. Es müsste ungefähr 12 Meter unter dem freigelegten Niveau liegen.
Ungefähr 19 Meter unter diesem Niveau befand sich das Mundloch der Abzugsrösche. Diese verband die beiden Kammern der Radstube und wurde später auch mit dem Wasserabschlag der Wassersäulenmaschine verbunden. In dieser Rösche wurden die gehobenen Grubenwässer zusammen mit den Abschlagwässern von Wassersäulenmaschine und Kunsträdern in die Freiberger Mulde abgeleitet.
Die Mundlöcher der Abzugsrösche sind heute ebenfalls verschüttet, die Rösche dadurch unzugänglich. Als einzige, zumindest teilweise zugängliche Rösche verbleibt die obere Aufschlagrösche, deren Querschlag ein Mundloch am südöstlichen Hang des Muldenbogens hat.
Die heute im Muldenbogen befindliche Halde ist nicht die Originalhalde des VII. Lichtlochs. Es ist eine deutlich größere Spülsandhalde, die ab 1955 bis zum Niveau der alten Tagesanlagen aufgeschüttet wurde.
Oberirdische Überreste von Aufschlaggräben, dem Bergwerkskanal und den Röschenmundlöchern sind in diesem Bereich nicht mehr auffindbar. Die Kombination eines Laserscans mit alten Rißzeichnungen des Gebietes zeigt, dass die Spülsandhalde heute die ursprünglich viel kleinere Halde und die im Muldenbogen verlaufenden Reste des Churprinz-Bergwerkskanals, sowie alle ehemals offenen Aufschlaggräben und Röschenmundlöcher überdeckt.
Die Lage der verschütteten Mundlöcher der ehemaligen Abzugsrösche ist heute nur mit dem Wissen nachvollziehbar, dass sich auch der Verlauf der Freiberger Mulde in diesem Gebiet als Folge des Hochwassers von 1897 und der sich daran anschließenden Sicherungsmaßnahmen geändert hat.
Die Spülsandhalde am Muldenbogen [A4] mit überlagerten Informationen aus [A2],
[A3] und [A6]. Die deutlich kleinere Originalhalde des Lichtlochs ist mit graubrauner Farbe markiert. (Basiskarte aus digitalen Geländedaten des
Landesamtes für Geobasisinformation Sachsen (DGM1); Ingo Berg; Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0)
Die Radstubentiefe von 21 m war ziemlich groß. Typisch für ein oberschlächtiges Wasserrad, wie beim IV. Lichtloch, wären 10 bis 12 Meter. Das reichte an dieser Stelle allerdings nicht aus, da das Wasser anfänglich nur aus dem Churprinz-Bergwerkskanal entnommen werden konnte.
Die Aufschlag- und Abzugsröschen wurden in den 1950er Jahren durch die große Spülsandhalde überdeckt und damit verschwanden auch die Sachzeugen der ursprünglichen Wasserhaltung des VII. Lichtloches unter einer bis zu 14 Meter mächtigen Sandschicht.
Was heute unter der Halde verborgen ist, lässt sich jedoch rekonstruieren und sieht in etwa so aus, wie es in der folgenden Abbildung dargestellt ist:
Maßstabsgetreuer Querschnitt durch die Halden auf dem Muldenbogen am VII. Lichtloch. Die Schnittlinie verläuft durch den, dem Lichtloch
am anderen Muldenufer gegenüber liegenden Isaakschacht und das VII. Lichtloch. Eine große Spülsandhalde überdeckt heute weite Teile
des Muldenbogens, den Bergwerkskanal sowie die originalen Aufschlag und Abzugsröschen komplett. Die Höhendaten des Churprinz-Kanals
wurden aus dem Digitalen Höhenmodell des Landesamtes für Geobasisinformation Sachsen interpoliert (DGM1; ca. 1 Meter Genauigkeit).
Die Position des Churprinz-Kanals wurde alten Rißzeichnungen entnommen, dessen Tiefe unter der heutigen Landsohle ist anhand von Laserscandaten des Landesamtes für Geobasisinformation Sachsens interpoliert wurden. Da im Muldenbogen keine sichtbare Originalspuren existieren, wurde dessen Tiefe aus der Höhe des Kahnhebehauses auf der einen Seite und der Höhe des ehemaligen Amalgamierwerkes Halsbrücke auf der anderen Seite unter Annahme eines konstanten Gefälles mit dem Program QGIS interpoliert. Diese beiden Punkte waren die Anfangs- und Endpunkte dieses Kanalstückes, deren Höhen heute in der Landschaft noch gut nachvollziehbar sind.
Der Wasseraufschlag vom Bergwerkskanal konnte nur funktionieren, wenn die Radstube um die 21 Meter tief war. Das Lichtloch liegt im Muldenbogen auf einem Bergrücken. Der Churprinz-Kanal, aus dem die Aufschlagwässer entnommen wurden, lag ungefähr 14 Meter tiefer. Abschlagwässer konnten nur in die Mulde abgegeben werden. Daher mußte die untere Kante des Kunstrades über dem Muldenspiegel am Mundloch der Abzugsrösche liegen, inklusive einer Hochwasserreserve.
Dadurch verlief die Abzugsrösche so tief, dass sie an Ort und Stelle gar nicht in die Mulde geführt werden konnte. Man mußte den Wasserabschlag flussabwärts verlegen und dabei den Bergwerkskanal kurz vor dem Röschenmundloch unterqueren (siehe Bild ?). So erreichte man ungefähr 5,75 Meter Gesamthöhenunterschied für die Wasserräder. Das reichte jedoch nur für eine rückenschlägige Beaufschlagung. Man machte das Beste aus den verfügbaren Gegebenheiten und so ist die Anlage in ihrer Gesamtheit ein Zeugnis von meisterhafter Wasserbau- und Ingenieurskunst.
Bei der Recherche für Artikel stößt man häufig auf widersprüchliche oder fehlende Informationen. Es läßt sich nicht alles erklären und in einigen Punkten widersprechen meine Beschreibungen anderen Quellen. Hier möchte ich Widersprüche zu diesen Quellen thematisieren, meine Schlußfolgerungen mit Primärquellen belegen und auf offene Fragen hinweisen.
In einigen Sekundärquellen wird beschrieben, dass die Aufschlagwässer für die Kunst- und Kehrräder über die obere Aufschlagrösche (Bild ?) vom Roten Graben bzw. der Grube Beihilfe herangeführt und nach Nutzung in den Bergwerkskanal abgeschlagen wurden. [1a], [4b]. Diese Darstellung basiert vermutlich auf der Existenz des heute noch sichtbaren Wassereinlasses der oberen Aufschlagrösche im freigelegten Bereich der Radstube und der Annahme, dass die Wasserräder, wie im 1. und 4. Lichtloch oberschlägig waren. Verfügbare Primärquellen beschreiben bzw. zeigen die Wasserräder ausnahmslos entweder als rückenschlägig oder als mittelschlägig Bild ?, Bild ?, Bild ?, [A8], [A11].
Die Aufschlagwässer kamen zwar zum Teil aus dem Roten Graben, wurden aber über den Churprinz-Kanal zugeführt und nicht über die obere Aufschlagrösche. Diese wurde erst 1860 für die Beaufschlagung der damals neu eingesetzten Wassersäulenmaschine zusätzlich angelegt (Bild ?). Das waren mehr als 10 Jahre nach Inbetriebnahme der Wasserräder.
Darüber hinaus war ein Wasserabschlag in den Churprinz-Kanal nicht möglich. Dessen Wasserspiegel lag über der Achsenhöhe der Wasserräder (Bild ?). Der Wasserabschlag erfolgte von Anfang an über eine, im Jahr 1845 angelegte Abzugsrösche in die Freiberger Mulde (Bild ?).
Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, wie das Wasser den Kunst- und Kehrrädern zugeführt wurde. Die Maschinenzeichnung zeigt die Wasserführung in einer hölzernen Rinne, für die anscheinend eine um die Radstube herum verlaufende Rösche ins Gestein geschlagen wurde (Bild ?). Die Zeichnung des Wassereinlasses der unteren Aufschlagrösche (Bild ?) paßt nicht ganz zu dieser Darstellung und legt nahe das:
Der Verlauf der Aufschlagrinne zur Wassersäulenmaschine in der Radstube des VII. Lichtlochs ist in Bild ? nicht eingetragen. Das liegt daran, dass mir keine Quellen vorliegen, welche den Verlauf zeigen. Es ist jedoch klar, dass das Wasser aus der oberen Aufschlagrösche an der Seite des Schachthauses in die Radstube kam. Nach [A7] befand sich der Wassereinlass für die Wassersäulenmaschine in etwa auf der gleichen Höhe an der gegenüberliegenden Seite des Treibehauses in der dortigen Verlängerung der Radstube. Wie das Wasser dahin kam ist nicht belegt. Es muss jedoch irgendwie um die, hier an der Kante des Schachthauses verlaufenden Förderseile herum geführt worden sein. Vermutlich geschah das mit einer Rinne, da in [A7] am Wassereinlass zur Wassersäulenmaschine eine solche dargestellt ist.
Die Entfernung der Schachtmittellinie von der Kante der Radstube wird in [A1] und [A12] mit 12 Ellen (6,8 Metern) angegeben. Im Saigerriß [A16] wird sie nicht explizit angegeben die Darstellung entspricht aber ungefähr 12 Ellen Abstand. Diese Entfernung kann man nachmessen. Sie beträgt tatsächlich (and der Oberfläche) nur ungefähr 5 Meter (8,8 Ellen).
Die von mir angefertigten Maschinenzeichnungen Bild 7 verwendet diesen Wert, denn nur so befindet sich der Fördertrum direkt unter dem Wächterglockentürmchen. Es ist seltsam, dass Maschinen- und Rißzeichnungen, die zu verschiedenen Zeiten von verschiedenen Personen angefertigt wurden einen Fehler von fast 2 Metern bei dieser, für die Anlage wichtigen und leicht meßbaren Entfernung haben sollten.
Der Wert könnte jedoch stimmen, wenn die Radstube sich unterhalb des heute freigelegten Bereiches um 2 Meter verengen sollte. Bild ? zeigt Radstube und das Treibehaus in einem gewissen Abstand zueinander. Die Daten dafür stammen aus einer Zeit vor der letzten Schachtaufsattelung im Jahr 1850. Es liegt also Nahe anzunehmen, dass die Radstube bei der letzten Schachtaufsattelung oben um 2 Meter in Richtung Treibehaus erweitert wurde.