Der Bergmann in seinem Berufe - Bilder aus den Freiberger Gruben von 1892.
Das 5. Lichtloch des Rothschönberger Stollns
Lage und Geschichte
Karte der Tagesanlagen des V. Lichtlochs. (Julius Weisbach; [1]; als georeferenzierte kml Datei)Das V. Lichtloch befindet sich inmitten der Grabentour. Unter diesem Namen ist heute der Wanderweg längs des Kunstgrabens bekannt, der die Aufschlagwässer zu den Kunsträdern des V. und IV. Lichtlochs führte. Auf dem Weg dorthin wird der Graben teils offen und teilweise durch Röschen geführt.
Kurz vor dem V. Lichtloch verschwindet der Kunstgraben in einem, heute zugemauerten, Mundloch. Unmittelbar vor dem Mundloch wurde das Wasser für die, im Schacht zur Wasserhaltung eingesetzte, Schwammkrugturbinen abgezweigt. Heute befindet sich hier ein Graben, über den Wasser aus dem Graben direkt in die Bobritzsch abgeschlagen werden konnte.
Vom V. Lichtloch existieren oberirdisch nur noch die Fundamente des Treibehauses, die beiden Röschenmundlöcher und eine Halde. Es befand sich direkt über dem Rothschönberger Stolln, der hier in 91 Meter Tiefe das Bobritzschtal unterquert. Das Lichtloch wurde bereits im Jahr 1873 zurückgebaut, der Schacht wurde 1911 verfüllt.
Treibehaus des V. Lichtlochs des Rothschönberger Stollns nach [A1] (um 1852). Im Vergleich mit den anderen Treibehäusern des Rothschönberger Stollns war dieses kleiner. In einer kleinen Schachtaufsattelung unterhalb des Treibehauses befand sich ein Zugang zum Schacht. Der Antrieb erfolgte durch eine Schwamkrugturbine, die sich neben dem Treibehaus in einem Nachbarschacht befand. Die Seile der Fördermaschine wurden über ein paar zusätzlicher Seilscheiben im Nachbarschaft umgelenkt und zu den Seilscheiben im Dachboden des Turbinengöpelhauses geführt. (Quelle: Ingo Berg, Lizenz: CC BY-NC-ND)Chronik der Ereignisse am V. Lichtloch
Zeitgenössische Darstellung des 5. Lichtlochs des Rothschönberger Stollns. (Quelle: Illustrirte Zeitung; No 1821; 25. Mai 1878, [4]; Bild wurde nachkoloriert)Baubeginn der Tagesanlagen, mit Bergschmiede und Pulverhaus.
Beginn des Baus der Grabentour.
Beginn des Schachtabteufens.
Grabentour vollendet.
Lichtloch beendet, Stollnvortrieb beginnt.
Anbau doppelter und stärkerer Kunstsätze. [6a]
Durchschlag zum VI. Lichtloch am 29.03.1873.
Durchschlag zum IV. Lichtloch am 04.04.1873.
Quelle: Sofern nicht anders angegeben Daten aus [2a]
Anlagen und Röschensystem
Grabentour zwischen Wünschmannmühle und V. Lichtloch
Für die Heranführung der Aufschlagwässer des V. und das IV. Lichtlochs legte man in den Jahren 1844 bis 1846 eine Grabentour an. Darin leitet ein teils offen, teils durch Röschen geführter Kunstgraben die Aufschlagwässer von der Bobritsch kommend über das V. Lichtloch bis hin zum IV. Lichtloch in Reinsberg.
Spezialriß der Graben- und Röschentour für die Zuleitung der Aufschlagwässer von der Bäckermühle in Krummenhennersdorf zum V. Lichtloch des Rothschönberger Stollns. Dieser Riß aus dem Jahr 1843 zeigt noch die ursprünglich geplanten aber nie realisierten Radstuben. An ihrer Stelle wurden Kammern für die Turbinen ausgeschossen. (Quelle: Sächsisches Staatsarchiv, 40102 Oberdirektion der staatlichen Erzbergwerke, Nr. 2-C1925 [A2])Im vorderen Teil der Grabentour zwischen Wünschmannmühle und V. Lichtloch befinden sich zwei Röschen. Die ungefähr 360 m lange Felsenbachrösche und die ungefähr 90 m lange Porzellanfelsenrösche. Für die Felsenbachrösche nutzte man einen Teil des bereits vorhandenen tiefen Augustus Erbstollns. Kurz vor dem V. Lichtloch wird der Kunstgraben durch ein Mundloch (Bild ?) zu den den untertägigen Turbinen des Lichtlochs geführt. Ein Teil des Wassers galangte hier auf die Turbinen, der andere Teil wurde weiter zum IV. Lichtloch geleitet. Die Abschlagwässer der Maschinenanlagen wurden nach Nutzung durch eine Abzugsrösche mit angeschlossenem kurzen Abzugsgraben in die Bobritzsch abgeschlagen. Der offenen Teil des ehemaligen Abzugsgrabens am Muldenufer ist im Laserscan noch zu erkennen. Das Mundloch ist verbrochen im Laserscan aber noch durch eine kleine Senke zu erkennen.
Das V. Lichtloch lag etwas abgelegen im Tal der Bobritzsch. Zu den Gebäuden der Tagesanlagen gehörten ein Turbinengöpelhaus (Treibehaus), eine Bergschmiede mit Mannschaftsraum sowie ein Pulverhaus. Ursprünglich plante man hier die Anlage einer Radstube mit oberschlägigen Kunst- und Kehrrädern, ähnlich wie auf dem I. Lichtloch oder IV. Lichtloch. Man sah davon ab, weil an der Stelle des V. Lichtlochs ein sehr fester Hornblendegneis anstand, was das ausschießen einer Radstube sehr teuer gemacht hätte [3a]. Aus diesem Grund wurde speziell für diesen Ort vom Kunstmeister Schwamkrug eine Turbine mit horizontaler Welle entworfen. Diese benötigte einen wesentlich kleineren Maschinenraum. Turbinen dieser Bauart werden heute nach ihrem Erfinder Schwamkrug-Turbinen genannt.
Digitales Höhenmodell [A3], überlagert mit informationen aus [A1] und [A4].Die Tagesgebäude wurden kurz nach Beendigung der Arbeiten am Lichtloch im Jahr 1873 wieder abgerissen. Heute sind hier nur noch wenige Reste der Fundamente, die Halde zwei Röschenmundlöcher und ein Vermessungsstein erhalten. Der offene Teil des Abzugsgraben am Muldenufer ist in Laserscans noch sichtbar und im Gelände zu erahnen. Das Mundloch ist verbrochen, aber noch als Senke zu erkennen.
Das Treibehaus
Das Treibehaus des V. Lichtlochs war das kleinste der sieben ursprünglich geplanten Lichtlöcher. Es war nur einstöckig und sah aus wie eine verkleinerte Version des Treibehauses vom VII. Lichtloch. In der Mitte des Daches, direkt über dem Schacht befand sich auch hier eine Wächterglocke, welche über ein Gestänge mit dem Pumpensatz verbunden war. An ihrem Leuten konnte man hören ob das Pumpengestänge seinen Dienst tat. Das Gebäude läßt sich aus einer Bleistiftskizze rekonstruieren, welche dem damaligen Bergamtsassessor für Maschinenbau F. W. Schwamkrug zugeordnet wird [A1]. Bild ? zeigt eine, auf Basis dieser Skizze erzeugte Darstellung.
Maßstabsgetreue Zeichnung des Treibehauses (Turbinengöpelhaus) des V. Lichtloch des Rothschönberger Stollns nach 1852. Die Zeichnung basiert auf einer Bleistiftskizze von Schwamkrug, F. W. [A1]. Längen sind in Ellen (°) und Zoll (") angegeben. (Quelle: Ingo Berg, Lizenz: CC BY-NC-ND)Von diesem Gebäude sind nur die Mauern des Fundamentes erhalten geblieben, das eine Art kleine Schachtaufsattelung darstellte. In der Mitte ist ein Eingang zu erkennen, der über ein gemauertes Gewölbe in den Fahrtentrum des Schachts führte. Vermutlich sind die Bergleute von hier direkt in den Schacht ein und ausgefahren.
Die Turbinenkammern
Da die Untertägigen Anlagen des V. Lichtlochs nicht mehr zugänglich sind und die Quellenlage schwach ist, kann man die Lage der Turbinenkammern nur rekonstruieren. Es muß zwei unterirdische Kammern gegeben haben. Eine für die Turbine welche die Pumpen antrieb (1847) und ein zweite, die später gebaut wurde, in der die Turbine für die Förderanlage (1852) stand. Von dieser zweiten Kammer ging ein vertikaler Schacht nach oben, der die Seile der Fördermaschine zum Treibehaus führte. Die Lage dieses Schachtes ist in Bild ? überliefert. Sein Mittelpunkt lag nach [A1] 12,46 m (22 Ellen) östlich der Schachtmittellinie.
Ein weiteres Indiz für die Lage der Turbinenkammer ist die Lage der Abzugsrösche, denn diese nahm in der Turbinenkammer ihren Anfang. Sie mußte ja die Aufschlagwässer der Turbinen in die Bobritzsch zurückführen. In [A4] ist die Lage der Abzugsrösche eingezeichnet. Sie beginnt ziemlich genau an der Stelle, wo ursprünglich die Radstube geplant war. Die Turbinenkammern wurden also dort ausgeschossen, wo ursprünglich die Radstuben errichtet werden sollte. Das ist auch dahingehend logisch, das die Kraftübertragung mit Kunstgestängen und zwei Gegenkreuzen auf gegenüberliegenden Schachtseiten erfolgte. Die Gestänge mussten dafür im 90 Grad Winkel zum Schacht stehen.
In der einem zeitgenössischen Bericht von A. Tittel [A5a] heißt es:
Die Radstube ist ausgeschoßen, von regelmäßige viereckigem Querschnitt, 9 Ellen 6 Zoll lang 8 Ellen weit und 8 Ellen hoch, unten ist sie etwas weniger weit. Sie befindet sich im östlichen langen Stoße des Schachtes, 18 Ellen von diesem entfernt und 32 Ellen unter Tage. Aus der Radstube führt eine Abzugsrösche von 65,7 Lachter Länge die gebrauchten Wasser in der Bobritzsch zurück. Diese Abzugsrösche ist 2 Ellen 6 Zoll weit.
Quellenverzeichnis
Archiv- und Datenquellen
- Schwamkrug, F. W.: "Turbinen-Göpelhaus für das V. Lichtloch des Rothschönberger Stollns" Bleistiftskizze, Bergarchiv Freiberg des Sächsischen Staatsarchiv, 40102 Oberdirektion der staatlichen Erzbergwerke, Nr. 2-H2458
- Leschner, Christian Friedrich: "Aufschlagwasser-Zuleitung aus der Bobritzsch bei Krummenhennersdorf für das auf Reinsberger Flur anzulegende V. Lichtloch" Spezialriß (Grund- und Saigerriß), Bergarchiv Freiberg des Sächsischen Staatsarchiv, 40102 Oberdirektion der staatlichen Erzbergwerke, Nr. 2-C1925
- "Digitales Höhenmodell des Gebietes um das V. Lichtloch" Datensatz vom Landesamt für Geobasisinformation Sachsen; DGM1; online; DL-DE->BY-2.0
- Neubert, F., Weinhold, Carl Wilhelm: "Rothschönberger Stolln (fiskalischer Teil), Teil zwischen IV. und V. Lichtloch" Spezialriss (Grund- und Saigerriß), Bergarchiv Freiberg des Sächsischen Staatsarchiv, 40040 Fiskalische Risse zum Erzbergbau, Nr. B4379, Januar 1873
- Alexander Theodor Tittel: "Beschreibung der Maschinen-Anlagen auf sämmtlichen Lichtlöchern des Rothschönberger Stollen" Handschriftlicher Bericht; Universitätsbibliothek Freiberg (Signatur 18.7183 4.); 1848; a: Seite: 99
Literaturverzeichnis
- Julius Weisbach: "Die neue Markscheidekunst und ihre Anwendung auf die Anlage des Rothschönberger Stollns bei Freiberg in Sachsen."; Hrsg.: Verlag Friedrich Vieweg und Sohn, Braunschweig, 1851
- Ottfried Wagenbreth, Eberhard Wächtler: "Der Freiberger Bergbau - Technische Denkmale und Geschichte" VEB Deutsche Verlag für Grundstoffindustrie Leipzig; ISBN 3-342-00117-8; a: Seite 184-185
- Verschiedene Autoren: "Jahrbuch für den Berg- und Hüttenmann auf das Jahr 1849." Hrsg: Königliche Bergakademie zu Freiberg; Verlag Graz und Gerlach; a: Seite 32-36
- Verschiedene Autoren: "Jahrbuch für den Berg- und Hüttenmann auf das Jahr 1850." Hrsg.: Königliche Bergakademie zu Freiberg; Verlag Garz und Gerlach; 1850; a: Seite 164
- unbekannter Autor: "Der Rothschönberger Stolln. Illustrirte Zeitung" Illustrirte Zeitung; No 1821; 25. Mai 1878; Verlag der Expedition der Illustrirten Zeitung; Artikel: Seite 411; Bild: Seite 416
- Verschiedene Autoren: "Jahrbuch für den Berg- und Hüttenmann auf das Jahr 1855." Hrsg.: Königliche Bergakademie zu Freiberg; Verlag Garz und Gerlach; 1855; a: Seite 82
- Verschiedene Autoren: "Jahrbuch für den Berg- und Hüttenmann auf das Jahr 1854." Hrsg.: Königliche Bergakademie zu Freiberg; Verlag Garz und Gerlach; 1854; a: Seite 82