Das Maschinen- und Kesselhaus

Östlich des Schachthauses befindet sich das Maschinen und Kesselhaus mit der Fördertechnik aus der Mitte des 19. Jahrhunderts.

Das Maschinenhaus

Das Maschinenhaus ist das höchste Gebäude des Gesamtkomplexes. Es befindet sich direkt neben dem Schachthaus und ist von diesem durch eine Tür getrennt. Es ist im im Zustand der Mitte des 19. Jahrhunderts erhalten geblieben und enthält heute noch die im Jahr 1848 eingebaute, Balancierdampfmachine Wattschen Typs. Darüber hinaus ist eine Wassersäulenmaschine ausgestellt, die ursprünglich im 8. Lichtloch des Rothschönberger Stollns Verwendung fand.

Übergang vom Treibehaus zum Maschinen- und Kesselhaus. Die großen Fenster sollten es dem Maschinisten erlauben die Kippvorgänge an der benachbarten Hängebang zu kontrollieren. Darüber hinaus konnte der Anschläger durch diese auch mittels Handzeichen mit dem Maschinisten kommunizieren.
"Der Zutritt in das Maschinen- und Kesselhaus ist nur Denjenigen gestattet, welche vermöge ihres Berufs darinnen beschäftigt sind. Die Grubenverwaltung."

Balancierdampfmaschine

Technische Zeichnung der Dampfmaschine. (Scan aus [4]; Datum und Zeichner unbekannt)

Die Möglichkeit zur technischen Aufrüstung der Alte Elisabeth Fundgrube ergab sich durch den Bau des Rothschönberger Stollns. Ab 1844 begann an mehreren Stellen das Abteufen von Lichtlöchern und die Aufwältigung von alten Grubenfeldern im gesamten Bereich des geplanten Stollnbaus.

Ab 1847 plante man die Einbeziehung der Alte Elisabeth Fundgrube, die erst drei Jahr zuvor aus wirtschaftlichen Gründen stillgelegt worden war. Die moderne Fördertechnik sollte die Erschließung tieferer Erzvorkommen ermöglichen und als Sonderaufgabe die Förderung des Abraums vom Bau des Rothschönberger Stollns übernehmen.

Die Dampfmaschine wurde 1848 von der Maschinenfabrik Constantin Pfaff in Chemnitz gebaut und nahm ein Jahr später als zweite Dampfmaschine des Freiberger Reviers ihren Betrieb auf. Sie wurde sowohl für die Wasserhaltung, als auch für die Erzförderung eingesetzt und ist heute immer noch voll funktionsfähig. Sie wird heute allerdings zu Demonstrationszwecken mit Druckluft betrieben.

Schematische Darstellung der auf der Alten Elisabeth installierten Dampfmaschine.

Bei der Maschine handelt es sich um eine doppelt wirkende Hochdruckdampfmaschine. Der Liefervertrag spezifizierte folgende technischen Daten [4]:

Parameter Wert (alte Einheiten) Wert (heutige Einheiten)
Kolbendurchmesser 18 1/4 Zoll 436 mm
Hub 42 Zoll 993 mm
Spiele / Min 25 25
Dampfdruck im Kessel 3 at 0,3 MPa
Dampfdruck im Zylinder 2-3 at 0.2-0.3 MPa
Leistung 12 PS 8.8 KW
Kohleverbrauch 16-17 Scheffel Schieferkohhle und
20-22 Scheffel kleinstückige Steinkohle pro Tag
2,8 t pro Tag
Kesseldurchmesser 3 Ellen 1,7 m
Kessellänge 19 Ellen 10,75 m
Länge des Balanciers 5 Ellen 21 Zoll 3.326 m
Schwungrad-Durchmesser 6 Ellen 3.4 m
(Technische Daten nach [4])
Blick auf die Fördermaschine der Alte Elisabeth Fundgrube.
Maschinenhaus der Alte Elisabeth Fundgrube mit Balancierdampfmaschine und Wassersäulenmaschine (rechts).

Wassersäulenmaschine

Neben der Dampfmaschine befindet sich eine museal ausgestellte Wassersäulenmaschine im Maschinenhaus. Wassersäulenmaschinen sind Hubkolbenmaschinen, die Wasserkraft in mechanische Energie umwandeln. Im Vergleich zu Wasserrädern weisen sie einen höheren Wirkungsgrad von 70 - 90 % bei einer kompakteren Bauart auf [2]. (Gesamtwirkungsgrad mit Pumpe 66 %) Sie können auch den statischen Druck des zulaufenden Wassers nutzen und benötigen keine großen, in den Felsen gemeißelten Radkammern für Wasserräder. Da sie hohe Wassersäulen für den Betrieb benötigen, wurden sie immer unter Tage aufgestellt. Im Bergbau fanden sie Verwendung beim Heben von Wasser zur Entwässeung der Grubengebäude, sowie beim Antreiben von Fahrkünsten.

Wassersäulenmaschine im Maschinenhaus der Alten Elisabeth Fundgrube.
Der ursprüngliche Standort der Wassersäulenmaschine ist das 8. Lichtloch des Rothschönberger Stollns in Halsbrücke.

Die ausgestellte Wassersäulenmaschine ist eine der kleinsten Wassersäulenmaschinen. Sie wurde 1875 im 8. Lichtloch des Rothschönberger Stollns unter Tage in Betrieb genommen und diente bis ins Jahr 1930 der Trinkwasserversorgung, da diese durch den Stollnbau unterbrochen worden war. Sie nutzte den Druck einer 92 m hohen Wassersäule aus, um mit einer Wassermenge von 4,5 - 5,5 l/s bei einer Leistung von 6 PS Pumpen zu betreiben, die ungefähr 1 l/s Wasser aus dem Bergwerk hoben [1].

Seitenansicht des Kesselhauses der Alte Elisabeth Fundgrube. Links neben dem Kesselhaus sind Rauchkanal und Schornstein zu sehen.

Das Kesselhaus

Das Kesselhaus ist nicht mit der originalen Innenausstattung erhalten geblieben. Seit 1955 befindet sich darin eine elektrische Fördermaschine, welche heute verwendet wird um den Fahrbetrieb aufrecht zu erhalten.

Die elektrische Förderanlage der Alte Elisabeth Fundgrube befindet sich heute im ehemaligen Kesselhaus.

Literaturverzeichnis

  1. Herbert Pforr, Reimund Brendler: "Exkursionsführer Lehrgrube "Alte Elisabeth", Heft 1: Die Tagesanlagen der Lehrgrube "Alte Elisabeth""; Hrsg.: TU Bergakademie Freiberg, Freiberg 1981; Seiten: 10-11; 35-36; 52-54 (Wassersäulenmaschine)
  2. Wikipedia: "Wassersäulenmaschine - Wikipedia, Die freie Enzyklopädie" Online; Stand 28. September 2020
  3. Helmut-Juri Boeck: "Drei Beiträge über Wasserkraftnutzung und Wasserkraftmaschinen im Bergbau. Unbekannter Bergbau. Reihe 4: Zum Erzbergbau in Sachsen"; Hrsg.: Lutz Mitka, Helmut-Juri Boeck, Biensdorf 2017; Verlag: Bergbauverein Hülfe des Herrn, Alte Silberfundgrube Merzdorf/Biensdorf e. V.; (Dazugehörige Webseite)
  4. Dr. Bayer, Lehrbergwerk: "Die Himmelfahrt Fundgrube 1848-1998; 150 Jahre Dampffördermaschine auf der Schachtanlage Alte Elisabeth / Freiberg"; Hrsg.: Rektor der Bergakademie Freiberg; Verlag: TU Bergakademie Freiberg; Seite 24-26
  5. Otfried Wagenbreth, Eberhard Wächtler et al.: "Der Freiberger Bergbau - Technische Denkmale und Geschichte"; Hrsg.: Otfried Wagenbreth, Eberhard Wächtler; Verlag VEB Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie Leipzig; 1986; ISBN 3-342-00117-8