Das 6. Lichtloch des Rothschönberger Stollns.
Künstlerische Darstellung von Treibe- Maschinen- und Kesselhauses des II. Lichtlochs des Rothschönberger Stollns.
Digitale Rekonstruktion auf Basis von Fotos und originalen Anlagenzeichnung. (Ingo Berg, Lizenz: CC BY-NC-ND)
Karte der Tagesanlagen des II. Lichtlochs. (Quelle: Julius Weisbach [2])
Das 2. Lichtloch befand sich am nordwestlichen Ortsausgang der Ortschaft Neukirchen in Richtung Hirschfeld. Der Rothschönberger Stolln hat hier eine Teufe von 129 Metern.
Zu den Übertageanlagen gehörten das, auf einer Schachtaufsattelung stehende Treibehaus mit direkt daran angeschlossenem Maschinen- und Kesselhaus, eine Gezähekammer, eine Kaue, eine Bergschmiede und ein Pulverhaus. In der Nähe befand sich ein Meridianstein.
Von den Tagesanlagen des Lichtlochs sind nur die Schachtaufsattelung und einige wenige Mauerreste des Maschinen und Kesselhauses erhalten geblieben. Die Schachtaufsattelung ist aus Bruchsteinen gemauert und näherungsweise quaderförmig mit quadratischer Grundfläche und einer Seitenlänge von 8 Metern bei 5 Meter Höhe. Auf der dem Ort Neukirchen zugewandten Seite kann man noch Reste der Abflussöffnung eines kleinen Wasserablaufkanals sehen.
Beginn des Schachtabteufens.
Lichtloch vollendet. Stollenvortrieb beginnt.
3 PS Dampffördermaschine aufgestellt. [5a]
Umstellung auf Gestellförderung. Grubenhunte wurden nun aus dem den Schacht befördert und auf der Halde verkippt. Das Umladen an der Hängebank entfiel damit. [6a]
Starker Wasserzufluss. Vortrieb nach SW eingestellt. [7a]
Betrieb wurde vorläufig eingestellt, weil sich die Dampfmaschine als zu schwach erwies.
Wiederaufnahme des Stollnvortriebs zum III. Lichtloch nachdem der Wasserabfluss über das I. Lichtloch erfolgen konnte.
4. Quartal: Durchschlag zum I. Lichtloch.
25.05.1873: Durchschlag zum III. Lichtloch.
Projektierung und Anbau einer Scheidebank an das Treibehaus. [A5a]
Einbau eines neuen Vorgelegehaspels.
Erneuerung von Fahrten und Bühnen.
Abtragen von Maschinen- und Kesselhaus.
Verwahrung des Lichtlochs in 55 Metern Tiefe mit einem Ziegelgewölbe und einer Betondecke.
Verkauf des Lichtlochs an den Besitzer des Neukirchner Rittergutes.
Nutzung des Haldenmaterials für die Verbesserung von Wegen und damit Beginn der Freilegung der Schachtaufsattelung.
Daten kombiniert aus [3a] und [1a]
Digitale Rekonstruktion der heute nicht mehr vorhandenen Übertageanlagen des 2. Lichtlochs, wie sie in etwa um um 1875 nach Anbau der Scheidebank ausgesehen haben müßten. Links: Treibehaus mit Scheidebank auf der heute freiliegenden Schachtaufsattelung stehend, Mitte: Maschinenhaus, Rechts: Kesselhaus. (Ingo Berg, Lizenz: CC BY-NC-ND)
Das II. Lichtloch gehörte zu den drei ursprünglich mit dampfantrieb geplanten Lichtlöcher im fiskalischen Teil des Rothschönberger Stollns. Bei den anderen beiden handelt es sich um das III. und VI. Lichtloch. Für diese Lichtlöcher gab es einen einheitlichen Entwurf, der ein Treibehaus auf einer Schachtaufsattelung mit direkt daran angeschlossenem, Maschinen- und Kesselhaus vorsah. [A1]. Für den Betrieb der Lichtlöcher bestellte man bei der Chemnitzer Firma Constantin Pfaff drei Dampfmaschinen, von denen jedoch nur die für das II. und VI. Lichtloch geliefert werden sollten.
Eine Anlagenzeichnung aus dem Jahr 1845 zeigt den geplanten Aufbau der ursprünglichen drei mit
dampfantrieb geplanten Lichtlöcher (II., III. und VI. Lichtloch). (Zeichnung: C.W. Weinhold [A1];
digital restauriert und eingefärbt für bessere Lesbarkeit.)
Das in Holzrahmenbauweise errichtete Treibehaus stand direkt auf der Schachtaufsattelung und war das höchstgelegene Gebäude der Anlage. Im Dachboden des Treibehauses waren die Seilscheiben der Förderanlage montiert. Darunter, auf dessen Boden befand sich die Hängebank und der Schacht. Einige Meter unterhalb der Hängebank, in der Schachtaufsattelung lagen die beiden Kunstwinkelörter für die Pumpen- und Wetterkünste. Hier wandelten zwei mit einem Gestänge verbundene Kunstwinkel zu beiden Seiten des Schachtes die horizontale Bewegung des mit der Dampfmaschine verbundenen Antriebsgestänges in eine vertikale Bewegung um.
Darstellung des II. Lichtlochs des Rothschönberger Stollns zum Ende des Stollnbaus um
1875 auf Basis von [A1], [A2], [A4] und [A8].
Am Treibehaus wurde nachträglich eine Scheidebank abgebaut, denn der Stollnbau wurde auch für die Erkundung neuer
Erzvorkommen genutzt. (Ingo Berg, Lizenz: CC BY-NC-ND)
Direkt neben der Schachtaufsattelung und deutlich tiefer gelegen als das Treibehaus, schlossen sich ein Maschinen- und das Kesselhaus an. Für Wasserhaltung, Förderung und Bewetterung wurde 1847 eine Dampfmaschine mit einer Leistung von 13.5 KW installiert. Die Höhe des Dachbodens des Maschinenhauses entsprach der Höhe der Hängebank bzw. der Oberkante der Schachtaufsattelung. Um die Schachtaufsattelung herum befand sich eine Halde, auf welcher die geförderten Massen verstürzt wurden.
Restauriertes, nachkoloriertes Foto von Treibehaus, Halde und den Resten des 1907 abgebrochenen Maschinen- und Kesselhauses
des II. Lichtlochs. Aufgenommen von Paul Schulz im Jahr 1914. (Originalabzüge: [A7], [A2]; siehe Anmerkungen).
Eine Bleistiftzeichnung des Treibehauses des II. Lichtlochs von um 1900 zeigt die an das Treibehaus nachträglich angebaute Scheidebank.
(Zeichnung: Walter, G; Quelle: Bergarchiv Freiberg, 40089, Nr. 2-K264 [A4]; Digital restauriert, rearrangiert und eingefärbt für bessere Lesbarkeit)
Nach Beendigung des Stollnvortriebs nutzte man das Lichtloch weiter für die Erkundung eines hier aufgefundenen nickelhaltigen Magnetkieslagers [A10a]. Im Jahr 1875 baute man dafür eine kleine Scheidebank an das Treibehaus an. Diese ist in einer Aufnahmezeichnung aus der Zeit um die Jahrhundertwende dargestellt. (Bild ?; [A4]) In der Zeichnung wird deutlich, dass die Maschinenanlage damals bereits von der ursprünglichen Planung abwich. Die Seiltrommeln waren nun im Treibehaus direkt neben dem Schacht montiert. Diese Änderung stand möglicherweise mit dem Einbau einer zweiten, kleineren Förderdampfmaschine im Jahr 1852 in Zusammenhang.
Zu den weiteren Gebäuden der Tagesanlagen gehörten Bergschmiede (Bild ?), Pferdestall, Gezähekammer sowie ein Pulverturm. Das Gebäude der Bergschmiede ähnelte sehr stark der heute noch erhaltenen Bergschmiede des VII. Lichtlochs. Die Halde, sowie die Tagesanlagen des II. Lichtlochs wurden nach Abschluss der Arbeiten abgetragen. Der Schacht wurde 1913 in einer Tiefe von 55 Metern verwahrt und bis zum Schachtkopf verfüllt. [1a]
Bleistiftzeichnung der Bergschmiede des II. Lichtlochs des Rothschönberger Stollns. [A6]
Das zweite Lichtloch war das einzige für das es Pläne einer bergmännischen Nachnutzung gab. Deshalb hatte man 1875 bereits die Scheidebank angebaut und im Jahr 1903 wurden Pläne für einen Neubau eines Treibehauses mit Mannschafts- und Materialraum erstellt. Letztlich wurde der Neubau jedoch nie realisiert, denn das Originaltreibehaus war im Jahr 1914 noch erhalten (Bild ?).
Der Entwurf zeigt wie man sich zu dieser Zeit einen Handhaspelschacht mit Gestellförderung vorstellte. Auf Maschinen wollte man bei dem Neubau verzeichten, was darauf hindeutet, daß es hier um Erkundunksarbeiten in geringem Umfang gehen sollte. Für die Förderung war ein Vorgelegehaspel vorgesehen, der im Dachboden des kleinen Treibehauses installiert werden sollte. Die Abbildung zeigt auch eine Fördergestell mit Platz für zwei Grubenhunte. Es war eine für das 20. Jahrhundert modernisierte Version einer Handhaspelkaue.
Nicht realisierte Pläne für den Neubau eines Treibehauses mir Vorgelegehaspel auf dem 2. Lichtloch des Rothschönberger Stollns aus dem Jahr 1903. [A9]
Heute ist nur noch die freigelegte Schachtaufsattelung erhalten. Dahinter befinden sich die Reste des Maschinenhauses und die Steinbögen der beiden ehemaligen Kunstwinkelorte. Neben der Schachtaufsattelung sind die Reste des Mundlochs der Abzugsröche zu erkennen.
Vom II. Lichtloch ist nur noch die Schachtaufsattelung erhalten geblieben.
Es ist ein aus Natursteinen gemauerter Quader mit quadratischer Grundfläche.
Darauf stand das Treibehaus mit der Hängebank.
Rückseite der Schachtaufsattelung des II. Lichtlochs. Hier befand sich das Maschinenhaus mit der Dampfmaschine.
Die gemauerten Bögen gehören zu den Kunstwinkelorten, welche sich innerhalb der Schachtaufsattelung befanden.
Darin waren zu beiden Seiten des Schachtes Kunstwinkel montiert, die über ein Gestänge direkt mit der Dampfmaschine
verbunden waren. Sie betrieben die Pumpen- bzw Wetterkunst des Schachtes.
Reste der Abzugsrösche. Hier flossen die mit der Pumpenkunst geförderten Schachtwässer ab.
Es befindet sich an der, in der Zeichnung von Weisbach (Bild ?) eingetragenen Stelle.
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Ich verwende im Artikel ein Foto des 2. Lichtlochs aus dem Jahr 1914 von Paul Schulz. Dieses ist im Bergarchiv Freiberg [A7] und auch in der Fotothek in verschiedenen Abzügen vorhanden. In der Fotothek wurden das Bild mit einem des 3. Lichtlochs vertauscht. Die Bildunterschriften passen nich zu den Darstellungen. Im Bergarchiv sind die Bilder richtig zugeordnet.